9 Hochdruckreiniger im Test

Auf Spritztour

ÖKO-TEST Jahrbuch Bauen, Wohnen, Renovieren für 2010 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 09.11.2009

9 Hochdruckreiniger im Test

Terrasse und Gartenwege sind vor lauter Dreck und Flechten kaum noch zu erkennen? Dann greifen Sie zum Hochdruckreiniger: Drei Modellen in unserem Test können wir nach umfangreicher Prüfung ein "gut" attestieren. Der Original-Kärcher gehört aber nicht dazu.

Für die allermeisten Hochdruckreiniger, die in Baumärkten und Versandhäusern gekauft werden, dürfte die Reinigung der heimischen Garageneinfahrt oder der Zehn-Quadratmeter-Terrasse schon die größte Herausforderung sein. Doch das sind längst nicht die einzigen Anwendungsgebiete des Geräts: Auch Gartenmöbel, Garagentore, Rollläden, verdreckte Fugen, Rasenmäher und Boote werden mit der Sprühlanze ganz ohne Scheuern und Schrubben sauber. Mit Spezialschläuchen soll sogar ein verstopfter Abfluss wieder frei werden.

Wir wollten wissen, ob die handelsüblichen Hochdruckreiniger ihr Geld wert sind. In Baumärkten, Fachgeschäften und im Versandhandel haben wir neun Hochdruckreiniger gekauft. Im Test: Geräte der großen Marken für um die 200 Euro sowie drei kleinere, preiswertere Geräte für bis zu 70 Euro.

Das Testergebnis

Qualität hat ihren Preis. Für die Geräte, die wir empfehlen können, muss man schon etwa 200 Euro investieren. Doch das lohnt sich. Denn alle billigen Geräte hatten größere Macken. Das heißt aber noch lange nicht, dass man umgekehrt für gutes Geld auch immer hohe Qualität bekommt.

Die Geräte von Bosch, Nilfisk, Hornbach und Stihl überzeugten bei der Reinigung am meisten. Etwas schlechter schnitt das Gerät von Kärcher ab. Alle anderen Reiniger müssen sich in diesem Punkt mit der Bewertung "ausreichend" zufriedengeben. Denn hier blieb auch nach längerem Sprühen noch Schmutz zurück.

Im 100-stündigen Dauertest haben wir die Anwendung über etwa sieben bis zehn Jahre simuliert. Von den drei preiswerten Geräten hat keines den Test unbeschadet überstanden. Während beim Gerät von Westfalia "nur" der Schlauch schnell durchgescheuert war, ging beim Gerät von Hornbach die Pumpe nach knapp 30 Stunden kaputt. Der Motor des teuren Güde-Reinigers musste nach gut 60 Stunden passen.

Die Geräte sind ganz unterschiedlich ausgestattet. Teils werden Waschbürsten, ein abgewinkeltes Strahlrohr oder eine Flächenreinigungshaube mitgeliefert. Bei den preiswerteren Geräten von Mannesmann und Westfalia sowie beim viel teureren von Emak muss man auf eine Dreckfräse - einen rotierenden Aufsatz zum Entfernen von hartnäckigem Schmutz - verzichten. Ärgerlich: Bei allen Geräten bis auf die Geräte von Stihl und Emak waren die Sprühlanzen so kurz, dass größere Benutzer bei der Bodenreinigung gebeugt arbeiten müssen. Hier wurde ganz klar am falschen Ende gespart. Oder will man nur, dass wir teure Verlängerungsstücke kaufen?

Beim Umweltschutz hapert es bei allen Hochdruckreinigern: Wer ein solches Gerät kauft, geht davon aus, dass er es einfach an den Wasserhahn anschließen darf. Weit gefehlt! Denn theoretisch kann Wasser zurück ins Leitungsnetz fließen und dort das Trinkwasser verschmutzen - gerade bei alten oder unprofessionell montierten Wasserhähnen, wie es sie in Gärten und Garagen massenhaft geben dürfte. Fünf von neun Herstellern weisen zwar darauf hin, dass man einen Rückflussverhinderer zwischenschalten muss - kein Hersteller liefert dieses preiswerte Teil aber serienmäßig mit. Weil für den Verbraucher so die Versuchung groß ist, den Hochdruckreiniger ohne Schutz zu verwenden, gibt es von uns Punktabzug.

Bei allen Geräten bis auf das von Westfalia kann man über einen mitgelieferten Behälter Reinigungsmittel verspritzen. Praktisch - aber auch umweltfreundlich? Ob Putzmittel in den Gully laufen darf, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt und hängt vor allem davon ab, ob das Wasser in die Kläranlage oder direkt in einen Fluss fließt. Wir finden, wenn die Hersteller schon Reinigungsmitteltanks mitliefern, sollten sie darauf auch ausdrücklich hinweisen. Doch keiner tut dies. Dafür gibt es für diese Geräte beim Punkt "Gewässerschutz" nur die Note "befriedigend".

300 Liter Wasser und mehr können in einer Stunde durch einen Hochdruckreiniger laufen. Deshalb sollten die Geräte auch mit Wasser aus der Regentonne funktionieren, finden wir. Kein Hersteller liefert aber serienmäßig einen entsprechenden Ansaugschlauch mit. Vier Hersteller weisen in der Gebrauchsanleitung zumindest darauf hin, dass es diesen als Sonderzubehör zu kaufen gibt. Bei allen anderen Geräten muss der Verbraucher wertvolles Trinkwasser verwenden, wenn man nicht mit anderen Schläuchen hantieren will und so womöglich die Garantie des Hochdruckreinigers gefährdet.

Die Hochdruckreiniger im Test können bis zu 90 Dezibel laut werden. Da alle etwa gleich laut sind, bekommen sie gleichermaßen Minuspunkte von uns. Beim Gerät von Güde fehlt auf dem Typenschild ein Hinweis auf die Schallleistung. Ein klarer Verstoß gegen die entsprechende EU-Verordnung.

So reagierten die Hersteller

Dass Abwasser mit Reinigungsmitteln nur in den Schmutzwasserkanal gehört, scheinen die Hersteller sehr wohl zu wissen. Kärcher wies darauf hin, dass sich ein entsprechender Hinweis auf der Internetseite des Unternehmens unter der Rubrik Umwelttipps befindet.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Teure Markengeräte und preiswerte Alternativen - das ist in den Baumärkten meist das Angebot bei Hochdruckreinigern. Deshalb haben wir neben den Geräten der bekannten Hersteller auch günstige Angebote gekauft.

Die Praxisprüfung

Die Tester haben sich vor allem um die Alltagstauglichkeit der Geräte gekümmert: Muss man sich beim Bodenreinigen herunterbeugen? Kippt das Gerät um, wenn man aus Versehen am Hochdruckschlauch zieht? Muss man den Hochdruckreiniger beim Einschalten mit der anderen Hand festhalten, damit er nicht verrutscht? Und natürlich: Wie sauber werden die Betonplatten auf der Terrasse oder auf dem Gartenweg? An gleichmäßig verschmutzten Waschbetonplatten durften die Testprodukte zeigen, was sie so draufhaben. Einen weiteren Schwerpunkt haben wir auf die Umweltverträglichkeit der Geräte gelegt: Wie viel Wasser für eine Standardreinigungsaufgabe verbraucht wird, wurde überprüft, aber auch die Frage, ob der Hersteller auf Trink- und Abwasserschutz hinweist. Schließlich mussten die Geräte im Dauertest zeigen, wie haltbar sie sind.

Materialprüfung

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe finden sich häufig in Kabeln und Schläuchen. Beim Verbrennen dieser Stoffe können ätzende Salzsäure und giftiges Dioxin entstehen. Deshalb haben wir zum einen geprüft, ob die Geräte diese Stoffe enthalten. Darüber hinaus wollten wir wissen, ob an den Kondensatoren bromierte Flammschutzmittel eingesetzt werden. Auch diese sind ein Problem, da sich manche von ihnen in der Umwelt anreichern können.

Die Bewertung

Ein Hochdruckreinger kann nicht besser als seine Reinigungsleistung sein, denn man kauft sich ja ein solches Gerät in erster Linie, damit es ordentlich sauber macht. Bei diesem Testkriterium gab es deutliche Unterschiede - von guten bis hin zu ausreichenden Noten. Mit einigen Schwachpunkten schlagen sich indes alle Testgeräte herum - hier haben die Hersteller noch einige Hausaufgaben zu erledigen. So ist zum Beispiel keiner der von uns untersuchten Hochdruckreiniger wirklich so leise, dass er nicht den Nachbarn stört.