Freibier bei ÖKO-TEST: Ergebnisse von 50 Bieren gratis lesen

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2023 | Autor: Johanna Michl/Frank Schuster/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 17.10.2022

Das Testergebnis ist erfreulich: 45 von 50 untersuchten Pilsbieren sind empfehlenswert.
Foto: ÖKO-TEST

Gute Nachrichten: Die meisten der 50 Pilsbiere im Test können wir empfehlen. Eines war jedoch so stark verkeimt, dass wir davon abraten. Hinzu kommt, dass manche Produkte geschmacklich nicht ganz fehlerfrei sind. Zudem kritisieren wir Spuren des Spritzgiftes Glyphosat.

  • Im Test: 50 Pilsbiere, darunter deutschlandweit bekannte große Marken und eher regionale Produkte sowie acht Bio-Biere.
  • Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 45 Biere sind empfehlenswert. Zwei Produkte fallen allerdings durch den Test. 
  • Die von uns beauftragten Sensoriker bemängelten in manchen Bieren leichte Fehlnoten im Geschmack.
  • In zwölf Bieren stecken Spuren des Spritzgiftes Glyphosat.

Aktualisiert am 13.10.2022 | Das Urteil über ein Bier kann kaum vernichtender ausfallen: Kontaminationsgeschmack mit buttrigen Noten – das passt nicht zu einem typischen Pilsbier. Zumal in Deutschland, dem Land, in dem jeder Dritte die Pilsener Brauart seine Lieblingssorte nennt. Ein gepflegtes Pilsken, das hat, bitte schön, bitter bis herb zu schmecken.

Wir haben 50 Pilsbiere in Laboren analysieren und von geschulten Sensorikern geschmacklich testen lassen.

Bier-Test: Beck's, Bitburger, Krombacher & Co. im Vergleich

Insgesamt ist das Ergebnis ganz hervorragend: 45 Flaschen schneiden mit "gut" und "sehr gut" ab. Zwei Biere fallen jedoch durch den Test. Der große Testverlierer ist das Pinkus Pils, Bioland. Das beauftragte Labor hat darin Pediokokken nachgewiesen. Die zu den Milchsäurebakterien zählenden Keime lassen das Pils geschmacklich verderben.

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Vielen Menschen schmeckt frisch gezapftes Bier am besten. Aber unser Test zeigt, dass nicht alle Biere geschmacklich fehlerfrei sind.
Vielen Menschen schmeckt frisch gezapftes Bier am besten. Aber unser Test zeigt, dass nicht alle Biere geschmacklich fehlerfrei sind. (Foto: bogdanhoda/Shutterstock)

In einem Bier verderben Bakterien den Geschmack

In anderen Lebensmitteln, beispielsweise Sauerkraut oder Joghurt, erfüllen Milchsäurebakterien wichtige Aufgaben; im Pilsbier nach deutscher Brauart führen sie allerdings zu einem unerwünschten buttrigen Fehlgeschmack. Schädlich für den Menschen ist die Kontamination zwar nicht, doch das Bier erleidet dadurch eine erhebliche Qualitätsminderung.

Deshalb sind wir streng und werten um vier Noten ab. Das ist der Hauptgrund dafür, weshalb das Pinkus Pils mit "ungenügend" durch den Test fällt. Bier ist aber grundsätzlich nicht sehr anfällig für mikrobiellen Verderb. Durch den Alkohol, die Bitterstoffe, den hohen CO₂-Gehalt und den niedrigen pH-Wert bietet es für die meisten Bakterien keine guten Lebensbedingungen.

Insbesondere pathogene, also Krankheiten auslösende Keime wie Salmonellen, können in Bier nicht überleben. Doch bierschädliche Bakterien können auf verschiedenen Wegen ins Produkt gelangen – etwa schon über verunreinigte Rohstoffe, aber auch erst in der Abfüllung.

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Wird die Kontamination nicht rechtzeitig erkannt, können sich die Keime in der Produktionsstätte ausbreiten. An schwer zu reinigenden Stellen bilden sie Biofilme, die sich später über die Abfüllanlage, aber auch über Tropfwasser oder die Luft, auf die Flaschen übertragen können.

Einige Biere im Test schmecken nicht nach Pils

Kommen wir auf die Qualität und den Geschmack der getesteten Biere zu sprechen. In Qualitätsparametern wie dem Stammwürzegehalt und der Schaumhaltbarkeit war alles in Ordnung. Auch die mit der Verkostung der Biere beauftragten Sensoriker hatten insgesamt wenig zu beanstanden.

Dennoch kritisieren wir an zehn Produkten im Test vor allem leichte Fehlnoten, die in einem Bier nach Pilsner Brauart eher nichts zu suchen haben. Geschmäcker und Vorlieben sind allerdings unterschiedlich, sodass die Tester manches noch als Geschmackssache durchgehen ließen.

Als Richtwerte galten die Verbrauchererwartungen an ein Pils, wie sie der Verband Private Brauereien festlegt. Mit der Note "mangelhaft" hat sich das verkeimte Pinkus Pils – erwartungsgemäß – geschmacklich am schlechtesten geschlagen. 

Pilsbier wird hierzulande besonders oft und gerne getrunken.
Pilsbier wird hierzulande besonders oft und gerne getrunken. (Foto: Ziza Stupkova/Shutterstock)

Einige Minuspunkte im Sensorik-Test kassierten aber auch andere Produkte. So lautete das Geschmacksurteil für Bosch, Kaiserkrone und Tyskie Gronie lediglich "befriedigend". Die Sensoriker beanstandeten Mängel wie "brotige Note", "pilsuntypisch", "sehr dunkle Farbe" und "adstringierende Bittere mit untypischen Aromen". Weitere Fehlnoten bei anderen Marken waren zum Beispiel: "kratzige Bittere" und eine "leichte Alterungsnote".

Zwölf Biere enthalten Spuren von Glyphosat

Wie sieht es mit bedenklichen Inhaltsstoffen aus? In diesem Punkt gibt es gute Nachrichten: Problematische Stoffe haben die beauftragten Labore nur selten gefunden. In zwölf Bieren analysierten die Experten allerdings Spuren des Breitbandherbizids Glyphosat. Die Werte liegen zwar weit unter dem in der EU für Braugerste zulässigen Höchstgehalt.

Doch Glyphosat wurde 2015 von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft, während die europäische Behörde ECHA keinen Krebsverdacht sieht. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes vergeben wir deshalb auch schon bei geringeren Gehalten Notenabzug.

Bio-Biere im Test sind frei von Glyphosat

Zudem kritisieren ÖKO-TEST und diverse Umweltschutzverbände den Unkrautvernichter, da er für das Bienen- und Insektensterben mitverantwortlich ist. Hersteller schrieben uns, das Malz stamme ausschließlich aus Braugerste, die auf Feldern wachse, die nicht mit Glyphosat behandelt seien.

Es sei jedoch möglich, dass die Rückstände durch Abdrift von anderen, behandelten Feldern hineingelangt seien, so die Erklärung. Erfreulich: Die acht Bio-Biere in unserem Test sind frei von Glyphosat.

Tipps für den Kauf von Bier

Worauf Sie beim Einkauf achten können: 

  • Lassen Sie sich beim Bier-Kauf vom Preis und Ihrer Vorliebe leiten. Bei Pils können Sie nicht viel falsch machen. Die meisten Sorten sind empfehlenswert.
  • Kaufen Sie Bier in Mehrwegflaschen. Noch besser für die Umwelt: Kaufen Sie Mehrweg regional, also im Umkreis von etwa 150 Kilometern.
  • Achten Sie auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Ein Bier, das noch lange haltbar ist, besitzt wahrscheinlich weniger geschmackliche Mängel.
  • Kaufen Sie Bier in einem Markt, der fachgerecht kühl und dunkel lagert. Auch zu Hause erhöht eine kühle und dunkle Lagerung die Wahrscheinlichkeit, dass Bier frisch und lecker schmeckt.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir 50 Pilsbiere eingekauft. Darunter sind deutschlandweit bekannte große Marken und eher regionale Produkte sowie acht Bio-Biere. Die Landwirtschaft setzt für Braugerste immer noch häufig das umstrittene Spritzmittel Glyphosat ein. Eines der von uns beauftragten Labore untersuchte deshalb alle Biere auf Rückstände des krebsverdächtigen Unkrautvernichters. Zudem untersuchte es die Produkte auf eine allgemeine Verkeimung und explizit auf bierschädliche Bakterien. Erfüllen die Biere die Erwartungen an ein Pils? Wir ließen die Produkte auf typische Qualitätsparameter wie Stammwürzegehalt, Schaumhaltbarkeit und Bittereinheiten überprüfen. Zur Qualität gehört auch der Geschmack, daher verkosteten geschulte Sensoriker die Biere und testeten sie auf mögliche Fehlaromen. Zudem ließen wir den Alkoholgehalt analysieren und verglichen ihn mit den Angaben auf dem Etikett. Bügelverschlüsse ließen wir auf schädliches Blei testen, die Kronkorken und Etiketten auf umweltproblematische chlorierte Verbindungen wie PVC. Zudem kontrollierten wir, ob die Flaschen und Dosen Mehrweg oder Einweg sind. Für Kunststoffflaschen baten wir die Anbieter um Nachweise zum eingesetzten Rezyklatanteil.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Beim Testergebnis Sensorik handelt es sich um von den Prüfern beschriebene Merkmale.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: Nachweis obligat bierschädlicher Bakterien der Gattung Pediokokken. Ein Befall der anaerob wachsenden Bakterien im Bier führt zu dessen Verderb. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid (hier Glyphosat) in einer Menge von mehr als 0,01 mg/kg unverarbeiteter Braugerste, berechnet unter Berücksichtigung eines Verarbeitungsfaktors für Glyphosat von 0,06 (Quelle: BfR-Datensammlung) und unter der Annahme, dass der im Bier gemessene Gehalt zu 100 Prozent aus der Braugerste stammt. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (in Gruppe 2 oder als bienentoxisch), nach EU-Datenbank oder Echa kanzerogen oder reproduktionstoxisch sind oder aus Gründen der Toxizität in der EU nicht mehr zugelassen sind.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um vier Noten: ein Kontaminationsgeschmack mit buttrigen Noten. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein im Gesamteindruck eher pilsuntypischer Charakter sowie eine leichte Brotnote; b) eine adstringierende Bittere mit untypischen Aromen; c) eine sehr dunkle Farbe und Apfelnoten sowie eine Brotnote. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Spuren von Bisquit und Butter bei einem Pils deutscher Brauart; b) (leichte) brotartige Noten; c) ein etwas unausgewogener oder etwas unharmonischer Geschmack (ggf. mit einer etwas unharmonischen Bittere); d) eine etwas kratzige Bittere; e) leichte Alterungsnoten.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um vier Noten: PET-Einwegpfandflaschen mit weniger als 50 Prozent Rezyklatanteil oder Glas-Einwegpfandflaschen. Zur Abwertung um zwei Noten führen: Einwegpfanddosen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 500 mg/kg Blei im Schriftzug oben auf dem Bügelverschluss; b) keine Angabe des Brennwerts. Die Angabe des Brennwerts und eine vollständige Nährwertdeklaration sind laut Gesetz bei Bier nicht verpflichtend. Unserer Meinung nach stellt die Kennzeichnung des Brennwerts jedoch eine maßgebliche Information dar und sollte für den Verbraucher am Produkt ersichtlich sein. Steht bei konkret benannten Analysenergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Testergebnisse Sensorik bzw. Weitere Mängel, die "befriedigend" oder "ausreichend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils eine Note. Testergebnisse Sensorik bzw. Weitere Mängel, die "mangelhaft" oder "ungenügend" sind, verschlechtert das Gesamturteil um jeweils zwei Noten. Testergebnisse Sensorik bzw. Weitere Mängel, die "gut" sind, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
Alkoholgehalt: Mebak WBBM 2.9.6.3
Stammwürze: Mebak WBBM 2.9.6.3
Extrakt scheinbar/wirklich: Mebak WBBM 2.9.6.3
pH-Wert: Mebak WBBM 2.13
Farbe (EBC): Mebak WBBM 2.12.1
Bittereinheiten: Mebak WBBM 2.17.1
Kohlendioxid: Mebak WBBM 2.26.1.3
Schaumhaltbarkeit (HLT u. SKZ): Mebak WBBM 2.18.4
Vergärungsgrad scheinbar/wirklich: Mebak WBBM 2.9.6.3
Spez. Gewicht: Mebak WBBM 2.9.6.3
Bierschädliche Bakterien: MEBAK III 10.5 (1) und 6 (1)
Gesamtkeimzahl: MEBAK III 10.2.2 (1)
Sensorik: Hedonische Beschreibung eines geschulten Panels von 10 Personen. Die Produkte wurden anonymisiert verkostet.
Blei im Bügelverschluss: Röntgenfluoreszenzanalyse
Glyphosat, Glufosinat, Aminomethylphosphonsäure (AMPA): LC-MS/MS
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Februar 2022.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden

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