Arsen in Reis: Darum sollte man Reis nur in Maßen essen

Autor: Hannah Pompalla/Meike Rix | Kategorie: Essen und Trinken | 18.10.2023

In ungeschältem Naturreis steckt oft besonders viel Arsen.
Foto: perfectlab/Shutterstock

Immer wieder kritisiert ÖKO-TEST zu viel krebserregendes Arsen in Lebensmitteln – zuletzt im Reis-Test. Generell sind die Körner oft mit dem giftigen Schwermetall belastet. Doch warum ist das so, und was wird getan, um die Arsengehalte möglichst gering zu halten?

Arsen reichert sich unter anderem in Muscheln, Garnelen und Fischen an. Auch Pflanzen nehmen es auf, in großen Mengen ausgerechnet die Reispflanze. In Reis und Reisprodukten wie Reiswaffeln oder Reisflocken ist Arsen nahezu immer nachweisbar. Es gibt aber erhebliche Unterschiede, wie hoch einzelne Produkte belastet sind. Das sehen wir immer wieder in unseren Tests.

Doch wie kommt dieser Stoff in die Produkte? Wie gefährlich ist die Substanz wirklich, und was kann man tun, um die Aufnahmemenge zu reduzieren? Wir liefern Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum ist Reis mit Arsen belastet?

Wie kommt Arsen in den Reis?

Arsen ist weltweit ein Bestandteil der Erdkruste und steckt deshalb in den Böden, in denen der Reis wächst. Enthält das Bewässerungswasser hohe Mengen an Arsen, kann das ebenfalls zu erhöhten Arsengehalten in den Reiskörnern führen. Auf der anderen Seite sind manche Anbaugebiete aber auch durch menschliche Industrieanlagen wie Erz-Hütten zusätzlich damit verseucht worden.

Wie gefährlich ist Arsen wirklich?

Arsen kommt in den Lebensmitteln in organischer und in anorganischer Form vor. Organisches Arsen gilt als weniger giftig. Anorganisches Arsen kann dagegen laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über einen längeren Zeitraum regelmäßig aufgenommen unter anderem Gefäß- und Nervenschädigungen zur Folge haben, Herzkreislauferkrankungen fördern und fruchtschädigend wirken.

Es ist als krebserregend eingestuft, ohne dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Schwellenwert nennen können unterhalb dessen eine krebserregende Wirkung ausgeschlossen wäre. Das klingt natürlich erst mal beängstigend. Auf der anderen Seite essen aber auch viele Menschen viel Reis, ohne krank zu werden. Deshalb gibt es keine Empfehlung, komplett auf Reis zu verzichten.

Welche Möglichkeiten haben die Hersteller, um die Arsenbelastung in ihren Produkten zu minimieren?

Absolut vermeiden können Hersteller Arsen in Reisprodukten wohl leider nicht. Sie können versuchen, Reis aus Anbaugebieten zu verarbeiten, wo möglichst wenig Arsen im Boden ist.

In unserem Reiswaffel-Test zum Beispiel waren jedoch Produkte aus Südamerika, Europa und Asien dabei – und die Ergebnisse machen deutlich, dass es "den" Kontinent mit arsenfreiem Reis nicht gibt. Was die Hersteller außerdem noch machen sollten, ist, Analysen in Auftrag zu geben, um extrem belasteten Reis gar nicht erst zu verarbeiten.

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Kinder besser vor Arsen in Reis schützen

Was fordert ÖKO-TEST von Politik und Industrie?

Seit 2016 gibt es Grenzwerte für anorganisches Arsen in Reis und Reiserzeugnissen. Im März 2023 gab es nun einige erfreuliche Neuerungen. So wurde der EU-Höchstgehalt von Arsen in geschliffenem, also weißem Reis, von 0,20 auf 0,15 Milligramm pro Kilogramm gesenkt.

Mehr noch: Im Frühjahr wurden zugleich erstmals Grenzwerte für Reismehl, Reisflocken und Frühstückspuffreis sowie alkoholfreie Getränke auf Reisbasis festgesetzt. Neu sind unter anderem auch Arsenhöchstgehalte für Säuglingsanfangsnahrung und Kleinkindnahrung, Beikost sowie Fruchtsäfte und Salz. Das ist insgesamt eine sehr positive Entwicklung.

Doch die Grenzwerte müssen aus unserer Sicht noch strenger werden – besonders mit Blick auf Kinder. So gibt es zum Beispiel einen strengeren Grenzwert für Reis, der für Lebensmittel für Kinder und Kleinkinder verwendet wird, aber der gilt absurder Weise nicht für die fertige Reiswaffel.

Allerdings sollten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erst Testberichte lesen müssen, um zu erfahren, dass es zum Beispiel keine gute Idee ist, jeden Tag etwa Reis, Reiswaffeln oder andere Produkte aus Reis zu essen. Aus unserer Sicht wäre in jedem Fall ein verpflichtender Hinweis auf Verpackungen sinnvoll, dass Säuglinge und Kleinkinder die Produkte wegen wahrscheinlicher Arsen-Belastungen nur in Maßen essen sollten.

Das hat das BfR übrigens schon 2015 empfohlen. Denn kleine Kinder können laut den Risikobewertern mit Produkten wie Reiswaffeln selbst bei Einhaltung des strengeren Grenzwertes für anorganisches Arsen in Reis für Kleinkindprodukte hohen Belastungen mit dem Stoff im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ausgesetzt sein.

Was kann man selbst tun, um Arsen zu meiden bzw. die Aufnahmemenge zu reduzieren?

Vor dem Hintergrund, dass Reis meistens anorganisches Arsen enthält, ist es sinnvoll, darauf zu achten, nicht ständig Reis und Produkte aus Reis zu essen. Bei Glutenunverträglichkeit sollte man besser nicht nur auf Reis als Weizenersatz setzen, sondern auch auf glutenfreie Getreidearten wie Hirse, Buchweizen oder Quinoa.

Außerdem gut zu wissen: Da Reispflanzen Arsen hauptsächlich in den Randschichten des Reiskorns anreichern, enthält geschliffener, weißer Reis weniger Arsen als Vollkornreis. So stecken auch im Basmati- und Risottoreis in unserem Reis-Test, mit einer Ausnahme, nur Spuren von Arsen. Dagegen weisen vier von sieben Naturreise – und ein Risotto-Reis –  einen aus unserer Sicht "erhöhten" Gehalt an anorganischem Arsen auf.

Generell sollte man Reis vorm Kochen waschen und mit viel Wasser kochen. Dann verschwindet viel von dem Arsen beim Abgießen im Abfluss, statt mit auf den Teller zu kommen.

Arsen in Reis: In diesen Produkten steckt zu viel Arsen

In diesen (und anderen) Produkten kritisiert ÖKO-TEST zu hohe Mengen an Arsen:

  • In 18 von 20 Reiswaffeln im Test hat das Labor Arsengehalte festgestellt, die wir als "erhöht" oder "stark erhöht" bewerten. Davon sind neun Produkte betroffen, die speziell für Kinder ausgelobt sind.
  • Im Getreidebrei-Test sind wir ebenfalls auf Arsengehalte gestoßen, die unserer Meinung nach zu hoch sind.
  • Arsen kann auch in Kosmetikprodukten enthalten sein – das zeigen etwa unser Kompaktpuder-Test, Mascara-Test, Concealer-Test, Eyeliner-Test und Rouge-Test. In diesen Produkten ist das giftige Schwermetall ebenso unerwünscht wie in Lebensmitteln.

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