Die Wassertemperatur senken, um zu sparen: Ist das noch gesund?

Autor: Anja Sokolow, dpa; Redaktion (lw) | Kategorie: Bauen und Wohnen | 07.10.2022

Kälter duschen, um zu sparen: Wann wird es ungesund?
Foto: Shutterstock/Ollyy

Die Energiekrise ist noch in vollem Gang. Während manche sich vornehmen, weniger zu heizen, überlegen andere, die Wassertemperaturen im Heizkessel herunterzuschrauben. Das scheint gut für den Geldbeutel zu sein – kann aber gefährlich für die Gesundheit werden. Wir erklären, warum.

Einen Sparduschkopf anschaffen, sich seltener waschen, nur noch kalt duschen …: Diese und ähnliche Überlegungen haben zurzeit viele im Kopf, die mit Spannung auf die nächste Gasrechnung schielen.

Solche Sparmaßnahmen sind zweifellos gut fürs Portemonnaie – doch auch für die Gesundheit? Experten erklären, worauf Sie achtgeben müssen.

Wassertemperatur nicht zu tief senken

Heizkessel für warmes Wasser verschlingen viel Energie. Darf man hier einfach die Temperatur senken? "Zu empfehlen sind 55 Grad", sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt (UBA). Das sei die Vorlauftemperatur, bei der Legionellen abgetötet werden.

Die Bakterien befinden sich generell im Leitungswasser, vermehren sich aber besonders gut bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad. Legionellen können über Duschaerosole eingeatmet werden und eine Lungenentzündung auslösen. "Die Legionellen-Pneumonie ist keine harmlose Erkrankung", so Moriske.

In einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasser-Speicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein, damit die Wassertemperaturen im Leitungssystem an keiner Stelle Temperaturen auf unter 55 Grad sinken, so das UBA.

Waschlappen statt Dusche? Kein Problem!

Im Sommer hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem Vorschlag, zum Waschlappen zu greifen, statt "dauernd" zu duschen, für Schlagzeilen gesorgt.

"Tägliches Duschen, vor allem langes Duschen führt zum Austrocknen und zur Verringerung des Schutzfilms auf der Haut", sagt der Dermatologe Norbert Brockmeyer von der Ruhr-Universität Bochum. Das tägliche Duschen sei daher eher kritisch zu sehen.

Bei Menschen, die nicht gerade Schwerstarbeiter seien, genüge auch das Waschen unter den Achseln und im Intimbereich mit einem Lappen, sofern dieser täglich gewechselt werde. Eine gute Möglichkeit sei auch ein Bidet, was jedoch nur in den wenigsten Haushalten vorhanden sei.

>> Lesen Sie dazu auch: Wie oft duschen ist gesund? Und wie oft Haare waschen?

Hände kalt waschen ist unbedenklich

In vielen öffentlichen Gebäuden müssen Durchlauferhitzer oder dezentrale Warmwasserspeicher den neuen Energiesparvorgaben zufolge ausgeschaltet werden, wenn das Wasser überwiegend dem Händewaschen dient.

Aus Sicht der Hygienexpertin Maral Miller ist kaltes Wasser dafür unbedenklich: "Es geht zunächst einmal darum, wie wir uns die Hände waschen, also die Handinnenflächen und auch die Fingerzwischenräume und dass wir dazu Seife verwenden. Keiner wäscht sich mit so heißem Wasser, dass Erreger abgetötet werden – sonst besteht Verbrühungsgefahr", so die Direktorin des Berliner Vivantes-Instituts für Hygiene und Umweltmedizin.

Kühleres Schwimmbad-Wasser? 

Als Energiesparmaßnahme wird in vielen Schwimmhallen die Wassertemperatur gesenkt. In Berlin soll das Wasser in den Hallen der Bäder-Betriebe beispielsweise nur noch höchstens 26 Grad warm sein.

"Eine absolute Wohlfühltemperatur", sagt Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Eine Gefahr für mehr Erkältungen sieht er nicht, schließlich bewegten sich Schwimmer im Wasser und kühlten nicht aus.

Anders sei es bei kleinen Kindern, die erst noch schwimmen lernen und frierend aus dem Wasser kommen. "Man muss sie sofort gut abtrocknen und in einen warmen Bademantel stecken", so Exner. Außerdem lasse sich mit kürzeren Badezeiten gegensteuern.

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