"Ungenügend": Alvi-Kindermatratze im Test nicht sicher genug

Autor: Lena Wenzel/Christine Throl/Meike Rix | Kategorie: Kinder und Familie | 13.07.2022

Die Alvi-Kindermatratze fällt im Test durch.
Foto: ÖKO-TEST

Immer noch schlampen Kindermatratzenhersteller auf Kosten der Sicherheit. Denn viele Produkte in unserem Test verstoßen gegen Vorgaben der Sicherheitsnorm für Kindermatratzen – darunter die Matratze von Alvi. Was bei ihrem Testergebnis besonders ärgerlich ist. 

Es ist die Hauptkritik in unserem Kindermatratzen-Test: Einige sind nicht sicher genug. Getestet haben wir das, indem Experten die Produkte anhand der wesentlichsten mechanischen Anforderungen der Sicherheitsnorm DIN EN 16890 für Kindermatratzen beurteilten.

Dabei handelt es sich um eine europäische Sicherheitsnorm, die rechtlich nicht verpflichtend ist. Jedoch haben die Hersteller die Möglichkeit, damit zu überprüfen, wie sicher ihre Matratzen sind. Für uns unverständlich, dass es dennoch Kindermatratzen auf dem Markt gibt, die der Norm nicht entsprechen.

Kindermatratzen nicht immer sicher genug  

Im Praxistest ist aufgefallen, dass sich teils verschluckbare Kleinteile von Kindermatratzen im Test ablösen. Auch die Füllung war in ein paar Fällen leicht zugänglich. Das bedeutet: Kleinkinder könnten daran gelangen, womit im schlimmsten Szenario Erstickunggefahr besteht.

Das gleiche Risiko ist vorhanden, wenn Kindermatratzen zu weich sind. Das ist im Test insgesamt drei Mal der Fall. Zur Erklärung: Wenn sich Säuglinge auf den Bauch drehen, könnten sie mit Mund und Nase einsinken. Das ist gefährlich, weil sie sich nicht einfach umdrehen oder den Kopf heben können. 

"Babyseite" der Alvi-Matratze im Test zu weich

Die angesprochene Kritik betrifft auch die Alvi Kindermatratze Malte in unserem Test:

  • Bei ihr ist die Füllung leicht zugänglich.
  • Und ausgerechnet die zu weiche Seite war als "Babyseite" ausgelobt. Das heißt, das Baby soll nach Herstellerhinweis auf dieser Seite schlafen. Das ist besonders ärgerlich. 

So reagierte Alvi auf das Testergebnis 

Anbieter Alvi reagierte auf das Testergebnis. Nach seinen Angaben liegt für das Produkt ein nicht chargengleicher Prüfbericht nach DIN EN 16890:2017-08 aus dem Jahr 2018 vor, laut dem das Produkt keine Mängel aufweise.

Hinweis: Das von ÖKO-TEST beauftragte Prüfinstitut hat nach der DIN EN 16890:2021-08 getestet und die von uns getestete Matratze wurde laut Produktcharge im Jahr 2021 produziert.

Bezug nach dem Waschen zu kurz 

Minuspunkte verteilen wir nach der Praxisprüfung auch, weil der Bezug der Alvi-Matratze nach dem Waschen etwas zu kurz war. Außerdem fehlen relevante Informationen zum Produkt, die eigentlich dauerhaft an der Matratze anzubringen sind. Gemeint sind die Matratzenmaße – also Breite, Länge und Höhe  sowie eine Aussage zur höchstmöglichen Innengröße des Kinderbettes für das die Matratze vorgesehen ist.

Denn Länge und Breite dürfen höchstens einen Zwischenraum von 3 cm zwischen Matratze und Bettrahmen lassen. Das Problem: Eine zu kleine oder zu große Matratze kann Fang- und Klemmstellen bieten, wo Babys und Kinder sich zum Beispiel mit Kopf, Beinen und Armen verfangen oder einklemmen könnten.  

Dazu teilte uns Alvi mit, dass die dauerhaften Informationen an der Matratze normalerweise vorhanden seien und die Produktion daher hierzu künftig verstärkt kontrolliert werde.

Zum Vergleich: Bezüge, die nach dem Waschen zu kurz waren, und fehlende relevante Informationen zum Produkt bemängeln wir mehrfach im Test. 

Umstrittener Inhaltsstoff im Bezug 

Kommen wir zu den Inhaltsstoffen. Das von uns beauftragte Labor wies im Bezug der Alvi-Matratze umstrittene halogenorganische Verbindungen nach. Das werten wir ab, weil viele Stoffe aus dieser Gruppe als allergieauslösend gelten und sich fast alle in der Umwelt anreichern.

Halogenorganische Verbindungen beanstanden wir insgesamt in sechs überprüften Kindermatratzen.

Alvi-Matratze im Test "ungenügend" 

All diese Kritik hat zur Folge, dass die Alvi-Matratze in unserem Test nur mit "ungenügend" abschneidet. Damit raten wir vom Kauf des Produkts ab. Wenn Sie die Matratze besitzen, können Sie versuchen, diese mit Hinweis auf unseren Test zurückzugeben.

Mit "ungenügend" bewerten wir insgesamt sechs getestete Matratzen. Immerhin ein Produkt ist "sehr gut". Mehr zu unserem Test lesen Sie hier: Babymatratzen im Test: Erstickungsrisiko – Drei Matratzen sind zu weich

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So setzt sich das Gesamturteil zusammen

Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Praxisprüfung. Weil die Füllung der Alvi-Matratze leicht zugänglich und die Matratze zu weich ist, ziehen wir sechs Noten ab. Für den Bezug, der nach dem Waschen etwas zu kurz war, und die fehlenden Informationen auf der Matratze gibt es zwei Noten Abzug.

Damit lautet das Gesamturteil "ungenügend".  Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

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