WMO: Vier von sieben Indikatoren für Klimawandel auf Rekordniveau

Autor: dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 18.05.2022

WMO: Vier von sieben Indikatoren für den Klimawandel auf Rekordniveau
Foto: Shutterstock/Jacob Lund

Eine Trendwende ist beim Klimawandel noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil. Experten melden besorgniserregende Werte in mehreren Bereichen.

Vier der sieben zentralen Indikatoren für den Klimawandel haben nach dem Klimazustandsbericht der Weltwetterorganisation (WMO) Rekordwerte erreicht. Das unterstreiche die verheerenden Folgen der menschlichen Aktivitäten für die Ökosysteme, die eigentlich das Überleben der Menschheit sichern sollen, berichtete die WMO am Mittwoch in Genf.

"Das globale Energiesystem ist kaputt und bringt uns immer näher an eine Klimakatastrophe", sagte UN-Generalsekretär António Guterres. "Wir müssen die Emissionen der fossilen Brennstoffe beenden und den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen, bevor wir unser eigenes Haus abbrennen."

Diese vier (Negativ-)Rekorde sind erreicht

Rekorde gab es bei den vier Indikatoren:

  • Anstieg des Meeresspiegels
  • Wärmeinhalt der Ozeane
  • Versauerung der Meere
  • Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre, vor allem Kohlendioxid (CO₂).

Ein fünfter Indikator, die globale Durchschnittstemperatur, lag 2021 bei 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) und war damit niedriger als im Rekordjahr 2016 (rund 1,3 Gad). Bei den Indikatoren 6 und 7 geht es um die Eismasse von Gletschern und Meereis. Die Masse schrumpfte nach Angaben der WMO 2021 weniger als im mehrjährigen Durchschnitt. Dies sei aber keine Trendwende, warnte WMO-Chef Petteri Taalas. Es handele sich um natürliche, kurzlebige Schwankungen. Der langfristige Trend zeige massiven Eisverlust in beiden Hemisphären.

Die globale Jahres-Durchschnittstemperatur könnte in einem der Jahre bis 2026 schon den Wert von 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreichen, warnte die WMO vergangene Woche. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei fast 50 Prozent. Gemeint ist ein Ausreißer nach oben, nicht, dass die Temperatur von da an dauerhaft so viel höher liegt als vor der Industrialisierung.

Extremwetterereignisse werden sich häufen

Wegen der vorhandenen CO₂-Konzentration in der Atmosphäre dürften sich Extremwetterereignisse wie die verheerende Flut im Ahrtal im vergangenen Sommer noch jahrzehntelang häufen, sagte WMO-Chef Taalas. Das könne nur mit Verfahren abgewendet werden, die CO₂ aus der Atmosphäre entfernen. Gleichwohl, betont die WMO, ist es wichtig, die Menge freigesetzter Treibhausgase jetzt zu reduzieren, um die Erwärmung dauerhaft unter 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.

Zur Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre: Sie erreichte 2020 den Rekordwert von 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Die Durchschnittszahl für 2021 liegt noch nicht vor. Aber die Messstation Mauna Loa auf Hawaii meldete 416,45 ppm im April 2020, 419,05 ppm im April 2021 und 420,23 ppm im April 2022.

"Das globale Energiesystem ist kaputt"

Zur Versauerung der Meere: Die Ozeane nehmen laut WMO etwa 23 Prozent der menschengemachten CO₂-Emissionen auf. Das Gas reagiert mit dem Wasser, was zu Versauerung führt. Das bedroht nicht nur das Ökosystem Meer. Hinzu kommt: Je saurer das Wasser, desto geringer die Kapazität, weiteres CO₂ aufzunehmen.

Der pH-Wert gibt die Versauerung an. Je niedriger er ist, desto saurer das Wasser. Der Weltklimarat (IPCC) berichtete vor Kurzem, dass der pH-Wert an der Oberfläche der offenen Ozeane mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt so niedrig ist wie seit mindestens 26.000 Jahren nicht mehr.

Zum Wärmeinhalt der Ozeane: Ein annähernd global flächendeckendes System mit schwimmenden Messgeräten gibt es erst seit 2006. Davor war die Datenlage weniger gut. Alle Forschergruppen, die sich damit beschäftigen, sind sich aber einig, dass der Wärmeinhalt bis in 2.000 Meter Tiefe seit Jahrzehnten steigt, besonders deutlich seit 2016.

Zum Anstieg des Meeresspiegels: Dazu tragen die Ausdehnung des Meerwassers durch die Erwärmung der Ozeane und die Zunahme des Wasservolumens durch das Abschmelzen von Eis auf dem Land bei. Der Anstieg lag laut WMO zwischen 1993 und 2002 bei etwa 2,1 Millimetern pro Jahr, zwischen 2013 und 2021 bei 4,5 Millimetern pro Jahr.

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