ÖMA-Butter fällt durch Test: So viel Mineralöl entdeckt wie nie

Autor: Hannah Pompalla/Lisa-Marie Karl | Kategorie: Essen und Trinken | 01.12.2022

Die geprüfte ÖMA-Butter enthält aus unserer Sicht so viel Mineralöl, dass sie durch unseren Test fällt.
Foto: ÖKO-TEST

"Ein kompaktes Stück Heimat gehört einfach aufs Brot": Mit diesen Worten wird die ÖMA Allgäuer Bauernbutter auf der Produktseite des Herstellers beworben. Nach unserem Test können wir die Bio-Butter aber nicht für die Brotzeit empfehlen. Sie rasselt mit "ungenügend" durch – und fällt dabei besonders negativ auf.

Butter darf in vielen Haushalten nicht fehlen. Oft kommt sie sogar jeden Tag aufs Brot. Da ist es ärgerlich, wenn sie Stoffe enthält, die nicht gerade unbedenklich sind. 

Genau das ist aber häufig der Fall, wie unser Test von 20 Buttermarken zeigt: Fast alle Produkte schmieren ab. Das gilt auch für die ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm, Bioland. Sie schneidet lediglich mit "ungenügend" ab und gehört damit zu den 17 Testverlierern. Doch unter diesen sticht sie sogar noch hervor. Wir erklären, warum.

Bedenkliche Mineralölbestandteile in ÖMA-Butter

Unser Hauptkritikpunkt ist, dass die geprüfte Butter des Anbieters "Ökologische Molkereien Allgäu" (kurz: ÖMA) enorm mit Mineralöl belastet ist. Es kann auf verschiedene Weise dort hineingelangt sein; ein typischer Eintragsweg sind Schmieröle von den Maschinen.

Konkret hat das von beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) im ÖMA-Produkt nachgewiesen. Diese Mineralölbestandteile sind aus unserer Sicht besonders bedenklich, da sich unter diesen Stoffen auch krebserregende Verbindungen befinden können. In keiner anderen Buttermarke im Test sind wir auf MOAH gestoßen.

Butter ist beliebt. Allerdings zeigt unser Butter-Test, dass viele Produkte mit Mineralöl belastet sind.
Butter ist beliebt. Allerdings zeigt unser Butter-Test, dass viele Produkte mit Mineralöl belastet sind. (Foto: LumenSt/Shutterstock)

Gehalt an Mineralöl in ÖMA-Butter knackt Rekord

Doch damit nicht genug: Der in der ÖMA-Butter gemessene MOAH-Gehalt ist so hoch, wie wir ihn in unserer Testgeschichte noch nie in einem Lebensmittel festgestellt haben. Die gemessene Menge liegt bei satten 19,8 mg/kg.

Zur Einordnung: Gesetzliche Grenzwerte für MOAH in Lebensmitteln gibt es nicht. Die EU-Kommission hat nun jedoch Richtwerte für MOAH festgelegt, oberhalb derer Hersteller ihre Produkte vom Markt nehmen sollen. Die ÖMA-Butter überschreitet diesen Richtwert – der für Öle, Fette und Butter bei 2 mg/kg liegt – um fast das Zehnfache.

MOSH reichern sich im Körper an 

Darüber hinaus enthält die untersuchte Butter von ÖMA noch andere problematische Mineralölbestandteile: gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH). Diese Substanzen kritisieren wir, da sie sich im menschlichen Fettgewebe, in den Lymphknoten sowie in Organen wie Leber, Milz und Lunge anreichern. Was sie dort langfristig anrichten können, ist noch völlig unklar.

Die im ÖMA-Produkt analysierte MOSH-Menge bewerten wir, wie bei 14 weiteren überprüften Buttermarken, als "stark erhöht". Auffällig: Die Butter von ÖMA ist auch hier negativer Spitzenreiter. Denn unter allen anderen Buttermarken im Test weist sie den höchsten MOSH-Gehalt auf. 

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Wie schmeckt die ÖMA-Butter im Test?

Kann die Butter von ÖMA geschmacklich überzeugen? Wir haben von geschulten Sensorikern ihren Geruch, Geschmack und Aussehen bewerten lassen.

Die Experten hatten am untersuchten Butter-Exemplar wenig zu bemängeln. Sie bemerkten jedoch einen "leicht alten und oxidierten Geruch und Geschmack". Dafür ziehen wir eine Note ab. Zum Vergleich: Sensorische Mängel stellten die Fachleute in unserem Butter-Test mehrfach fest.

ÖMA und Landwirt beantworten Fragen

Stellt sich noch die Frage, wie es um das Tierwohl in den Kuhmilchbetrieben steht? Wir haben Anbieter ÖMA einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt. Dabei sollten mindestens drei Landwirtschaftsbetriebe, die an der untersuchten Charge beteiligt waren, einen eigenen Fragebogen ausfüllen. 

Hier zeigte sich, dass es in puncto Transparenz und Tierwohl noch Verbesserungspotential gibt. Denn ÖMA machte seine Lieferkette nicht vollständig transparent. Darüber hinaus ließ das Unternehmen nur einen involvierten Landwirt auf unsere Fragen antworten.  

Insgesamt erreichte ÖMA im Teilergebnis Transparenz/Tierhaltung mit der Note "befriedigend" nur das Mittelfeld. Das ist auch bei vier anderen Marken im Test der Fall. Einige schneiden auch schlechter ab. 

Bio-Kühe dürfen auf die Weide. Im Butter-Test haben allerdings nicht alle Landwirte mit Weidetagebüchern belegt, wie lange die Tiere im Freien leben.
Bio-Kühe dürfen auf die Weide. Im Butter-Test haben allerdings nicht alle Landwirte mit Weidetagebüchern belegt, wie lange die Tiere im Freien leben. (Foto: Clara Bastian/Shutterstock)

Weidegang für Bio-Kühe nicht ausreichend belegt

Bei der Butter des Herstellers ÖMA handelt es sich um ein Bio-Produkt. Die Kühe, von denen die verarbeitete Milch stammt, leben somit laut Anbieter in der höchsten Haltungsstufe "4 Premium". Damit steht ihnen Auslauf auf einer Weide zu.

Doch für wie lange genau? Der antwortende Landwirtschaftsbetrieb teilte mit, dass die Tiere für einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten auf die Weide dürfen. Das wäre eine erfreulich lange Zeit. Aber: Der Landwirt hat seine Aussage uns gegenüber nicht mit einem Weidetagebuch bewiesen. Daher bewerten wir den Weidegang, wie bei vier weiteren Butteranbietern im Test, als nur "teilweise" belegt.

Wie komfortabel sind die Ställe?

Die Kühe des ÖMA-beliefernden Landwirtes leben ansonsten im Laufstall. Der bietet mehr Abwechslung als ein Anbindestall. Trotzdem könnte der Stall aus unserer Sicht noch komfortabler für die Tiere sein. Denn der Milchbauer gab an, nur ein komfortbietendes Tool einzusetzen.

Dabei kann es sich etwa um rotierende Massagebürsten, Duschen oder Ventilatoren handeln, oder aber Tiefboxen mit Stroh oder Heubälle für Kälber. Nur ein Tool ist unserer Meinung nach aber zu wenig. Da uns außerdem lediglich die Antwort eines Landwirtes vorlag, statt wie gefordert von drei Milchbauern, betrachten wir hier den Kuhkomfort als nur "teilweise" erwiesen. Viele andere Betriebe zeigen, dass dies besser geht.

Positiv zu vermerken ist, dass der antwortende Betrieb, der Milch für das untersuchte ÖMA-Produkt lieferte, zumindest auf Soja im Futter verzichtet. Das ist eine gute Nachricht, da dem Soja-Anbau oftmals Regenwald zum Opfer fällt.

ÖMA-Butter: So viele Kälber bekommen die Kühe

Wie lange leben die Kühe, deren Milch für die Butter von ÖMA verarbeitet wird? Der landwirtschaftliche Betrieb antwortete, dass seine Kühe vier Kälber bekommen, bevor sie verkauft bzw. geschlachtet werden. Das bewerten wir, wie bei fünf weiteren Anbietern im Test, als "vertretbar".

Schließlich leben die Tiere somit länger, als dies etwa in konventionellen Betrieben der Fall sind. Dort ist nämlich die "Laktationszahl", wie es im Fachjargon heißt, niedriger. Trotzdem sehen wir hier Optimierungspotential. Drei Bio-Anbieter machen es vor: Sie gaben an, dass ihre Kühe erst zum Verkauf stehen bzw. zum Schlachter kommen, wenn sie zumindest mehr als fünf Kälber gebährt haben.

Apropos Kälber: Minuspunkte bekommt die ÖMA-Butter außerdem dafür, dass der antwortende Landwirt keine muttergebundene Kälberhaltung betreibt. Das ist aber – bis auf eine einzige Ausnahme – bei keinem Anbieter im Test der Fall.

Unabhängige Tierwohlkontrolle nicht belegt

Wie sieht es mit einer Tierwohlkontrolle aus? Der bei der Herstellung der getesteten ÖMA-Butter involvierte Landwirtschaftsbetrieb hat uns keine Protokolle für eine unabhängige Tierwohlkontrolle vorgelegt. Er gab an, dass innerhalb der Tierwohlkontrolle nur ein tierwohlbezogener Indikator erhoben wird.

Zu solchen Indikatoren, die den allgemein Gesundheitszustand widerspiegeln, gehören beispielsweise Verletzungen oder Schwielen, Lahmheiten und Körperkondition. Da der Milchviehhalter nur einen Indikator angab, bewerten wir die Berücksichtigung von tierwohlbezogenen Indikatoren bei der Tierwohlkontrolle als "mäßig". Zum Vergleich: Fehlende Nachweise für eine unabhängige Tierwohlkontrolle kritisieren wir im Butter-Test mehrfach. 

Anbieter ÖMA nennt nicht alle beteiligten Betriebe

Anbieter ÖMA stellt nach eigenen Angaben Ansprüche an die Milchbauern, die über die üblichen Qualitätsbedingungen hinausgehen. Allerdings nannte uns die Firma nicht alle Landwirtschaftsbetriebe, die an der getesteten Butter-Charge beteiligt waren. Das werten wir ab.

Kritisch sehen wir es auch, dass ÖMA nur einen Milchbauern auf unsere Fragen antworten ließ. Deshalb bewerten wir die Rückverfolgbarkeit und die höheren Qualitätsansprüche, wie bei 13 anderen Anbietern im Test, nur als "teilweise" belegt. 

Positiv hervorzuheben ist, dass die Firma ÖMA ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele beschrieben und durch Dokumente vollständig belegt hat. Unsere Fragen, die wir ÖMA und dem Landwirt gestellt haben, wurden insgesamt zumindest ausführlich beantwortet.

So setzt sich das Gesamturteil zusammen

Das Gesamturteil beruht zu je 50 Prozent auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe und dem Teilergebnis Transparenz/Tierhaltung. Ist das Teilergebnis Inhaltsstoffe "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser sein als "ungenügend".

Da die ÖMA-Butter aus unserer Sicht zu viel MOAH und MOSH enthält, ziehen wir fünf Noten ab. Somit kann das Teilergebnis Inhaltsstoffe nur "ungenügend" lauten. Daraus ergibt sich das Gesamturteil "ungenügend". Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie auf der Infoseite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

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