Repair-Shampoo im Test: Allergieauslösende Stoffe entdeckt

Jahrbuch Kosmetik für 2023 | Autor: Heike Baier/Lena Wenzel/Johanna Michl | Kategorie: Kosmetik und Mode | 08.12.2022

Repair-Shampoo im Test: Welche Shampoos sind am besten?
Foto: ÖKO-TEST

Repair-Shampoos können das Haar optisch gesünder erscheinen lassen, indem sie Schäden am Haar kaschieren. Wir haben 40 Produkte geprüft: 16 sind "sehr gut". Minuspunkte gibt es vor allem aufgrund von Inhaltsstoffen, die nicht gut zur Kopfhaut sind – und solchen, die Allergien auslösen können.

  • Im Test: 40 Shampoos mit Auslobungen wie "repair" oder "Reparatur". 16 Produkte schneiden mit Bestnote ab. 
  • Zu viele Problemstoffe: Fünf Repair-Shampoos fallen durch den Test. Das betrifft einige bekannte Marken. 
  • Am häufigsten beanstanden wir PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. 

Aktualisiert am 08.12.2022 | Ist ein Haar kaputt, kann es auch ein Shampoo nicht wieder heil machen. Deshalb ist der Name Repair-Shampoo, der sich am Markt eingebürgert hat, eigentlich schon eine Schummelei. Schließlich besteht unser Haar aus lebloser Hornsubstanz, und egal, ob die Keratinstränge im Inneren oder die äußere Schuppenschicht beschädigt sind – umkehren lässt sich dieser Zustand nicht.

Was Haarpflege dagegen kann: Schäden kaschieren und das Haar zumindest optisch gesünder erscheinen lassen. Insgesamt 40 Repair-Shampoos haben wir auf ihre Inhaltsstoffe getestet. 16 sind mit "sehr gut" empfehlenswert.

Repair-Shampoo im Test: Wie gut sind L‘Oréal, Dove & Co.?

Auch ein Repair-Shampoo soll das Haar vor allem reinigen. Deshalb sind Tenside, also waschaktive Substanzen, in aller Regel die mengenmäßig wichtigsten Inhaltsstoffe nach Wasser. Mehr als die Hälfte der Produkte im Test verwendet jedoch für ihre Waschleistung PEG-Verbindungen. Diese können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. 

Überraschend für uns: Einige Repair-Shampoos enthalten umstrittene halogenorganische Verbindungen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen; viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an.

Einige Repair-Shampoos versprechen, mit einem dünnen Pflegefilm dafür zu sorgen, dass die Schuppenschicht des strapazierten Haares wieder glatt anliegt und es dadurch schön glänzt.
Einige Repair-Shampoos versprechen, mit einem dünnen Pflegefilm dafür zu sorgen, dass die Schuppenschicht des strapazierten Haares wieder glatt anliegt und es dadurch schön glänzt. (Foto: nobeastsofierce/Shutterstock)

Bedenkliche Inhaltsstoffe in Repair-Shampoos 

Bei fünf Shampoos kommen so viele Problemstoffe zusammen, dass unter dem Strich die Note "mangelhaft" oder "ungenügend" steht. Einige schneiden nur mittelmäßig ab.

Manche problematischen Inhaltsstoffe bemängeln wir häufiger im Test, andere kommen vereinzelt vor. Auf folgende sind wir gestoßen: 

  • Cinnamylalkohol, Hydroxycitronellal und Isoeugenol: Diese Duftstoffe lösen häufig Allergien aus.
  • CIT (Methylchloroisothiazolinon): Der Konservierungsstoff gehört zur Gruppe der halogenorganischen Verbindungen und ist wegen seines allergieauslösenden Potenzials in der EU stark reglementiert.
  • Formaldehyd/-abspalter: Formaldehyd gilt als stark allergen und reizt schon in geringen Mengen Haut und Augenschleimhäute.
  • Galaxolid: Der künstliche Moschusduft gilt als gewässerschädigend.
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Lange ging nichts ohne Silikone 

Repair-Shampoos sollen das Erscheinungsbild der Haare verbessern können: Nach der Haarwäsche soll ein Film von Pflegestoffen auf der Oberfläche zurückbleiben, der das Haar glänzend und leicht kämmbar macht, es geschmeidig hält und vor weiteren Haarschäden schützt.

Abgesehen von Naturkosmetik ging in der Haarpflege lange Zeit nichts ohne Silikonöle – jenen flüssigen Kunststoffen, die dafür bekannt sind, das Haar mit einem besonders glänzenden Film zu ummanteln. Einen ähnlichen Effekt hinterlassen auch andere synthetische Polymere in den Shampoos unseres Tests.

Repair-Shampoo soll unter anderem die Haare leichter kämmbar machen.
Repair-Shampoo soll unter anderem die Haare leichter kämmbar machen. (Foto: Prostock-studio/Shutterstock)

Lösliches Plastik in Repair-Shampoos im Test

Doch das Flüssigplastik steht seit Längerem in der Kritik und die Industrie reagiert: Während in unserem vorigen Test von Shampoos für trockenes Haar vor zwei Jahren weniger als ein Viertel der konventionellen Hersteller auf Silikon oder synthetische Polymere verzichteten, sind es jetzt bereits gut ein Drittel.

Eine schöne Entwicklung. Aber: 15 von 24 konventionellen Shampoos verwenden noch immer Silikone oder andere synthetische Polymere. Das Problem? Sie gelangen über das Abwasser in großen Mengen in die Umwelt und bauen sich dort teilweise nur sehr langsam wieder ab.

Recyclingquote in Shampooflaschen steigt 

Positiv dagegen: Die Recyclingquote steigt. Kosmetik-Hersteller machen derzeit rasante Fortschritte, was recyceltes Plastik in der Shampooflasche betrifft. Unser Test zeigt: 23 von 40 Repair-Shampoos überspringen die von uns gesetzte Marke von mindestens 30 Prozent Post-Consumer-Rezyklat (PCR). Zum Vergleich: In einem Shampoo-Test von März 2021 waren es nur neun von 50.

Zwar konnten oder wollten uns nicht alle Anbieter einen Nachweis liefern, anhand dessen wir einen eindeutigen Bezug zum getesteten Produkt herstellen konnten, und müssen darum mit einem Punktabzug leben. Doch die Tendenz weist steil nach oben.  

Diesen Test haben wir zuletzt Ratgeber Kosmetik & Wellness 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Weiterlesen auf oekotest.de:

    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    In Drogerien, Discountern und (Bio-)Supermärkten haben wir 40 Shampoos mit Auslobungen wie "repair" oder "Reparatur" eingekauft. Bei 18 von ihnen handelt es sich um zertifizierte Naturkosmetik. Berechnet auf 250 Milliliter kostet das teuerste Produkts knapp 20 Euro, das günstigste nur 38 Cent.

    Wir nahmen die Deklaration aller Produkte genau unter die Lupe: Setzen die Anbieter PEG/ PEG-Derivate ein, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können? Verwenden Sie umweltschädliche Silikone oder andere synthetische Polymere? Sind bedenkliche UV-Filter wie Ethylhexylmethoxycinnamat enthalten, das sich im Tierversuch als hormonell wirksam gezeigt hat, oder das ebenfalls hormonverdächtige Butylhydroxytoluol?

    Und natürlich ließen wir alle Shampoos in Laboren prüfen: Auf Formaldehyd/-abspalter, problematische Duftstoffe und allergisierende Konservierungsstoffe ebenso wie auf umstrittene halogenorganische Verbindungen. Problematische Substanzen, die wir aus überwiegend gesundheitlichen Gründen kritisieren, werten wir unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe ab. Auf ihm beruht das Gesamturteil wesentlich. Umweltschädliche Stoffe beeinflussen das Testergebnis Weitere Mängel. Ist dieses "befriedigend" oder schlechter, dann verschlechtert sich auch das Gesamturteil.

    Bewertungslegende 

    Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

    Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 10,0 mg/kg Formaldehyd/-abspalter. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) CIT, Iodopropynyl Butylcarbamate und/oder andere halogenorganische Verbindungen; b) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Isoeugenol); c) ein bedenklicher UV-Filter (hier: Ethylhexylmethoxycinnamat); d) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHCB; in der Tabelle "künstlicher Moschusduft"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal, Cinnamylalkohol); c) BHT.

    Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone (hier: Dimethiconol, Dimethicone, Amodimethicone, Silicone Quaternium-22) und/ oder weitere synthetische Polymere (hier: Polyquaternium-6, Polyquaternium-7, Polyquaternium- 10, Polyquaternium-22, Polyquaternium-33, Polyquaternium-39, Polyquaternium- 44, Polyquaternium-55, Polyquaternium-113, Carbomer, Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Acrylates Copolymer, Acrylamidopropyltrimonium Chloride/ Acrylamide Copolymer). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) ein Umkarton, der kein Glas schützt; c) eine fehlende Deklaration allergener Duftstoffe.

    Das Gesamtergebnis beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

    Testmethoden 

    Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
    Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
    Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
    Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
    Isothiazolinone: LC-MS.
    Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.
    PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

    Einkauf der Testprodukte: Januar bis Februar 2022 

    Diesen Test haben wir zuletzt Ratgeber Kosmetik & Wellness 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

    Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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