Umfrage der Deutschen Umwelthilfe: Palmöl-Problem bei Fleisch, Futtermitteln und Fast Food

Autor: dpa / Redaktion (lp) | Kategorie: Essen und Trinken | 28.01.2022

Für die Palmölplantagen wird wertvoller Regenwald abgeholzt.
Foto: Shutterstock / Richard Whitcombe

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in einer Umfrage ermittelt: Fleischwirtschaft, Futtermittelindustrie und Fast-Food-Ketten haben weiterhin ein gravierendes Palmöl-Problem. Demnach hat sich kaum ein Unternehmen in Deutschland selbstverpflichtet, auf zertifiziert nachhaltiges Palmöl umzustellen.

Nur vier von 67 Unternehmen in Deutschland haben sich bisher verpflichtet, auf zertifiziertes Palmöl umzustellen. Weitere Unternehmen haben bisher angekündigt, zeitnah Vorgaben für Ihre Lieferanten einzuführen. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrer zweiten Anfrage für das sogenannte Futtermittelradar

Futtermittel mit nicht-zertifiziertem Palmöl bedrohen wertvolle Tropenwälder, da neue Waldrodungen im Anbau nicht ausgeschlossen werden. Die DUH fordert Unternehmen aus der Futtermittelbranche, Lebensmittelwirtschaft und Systemgastronomie deshalb auf, schnellstmöglich Vorgaben zur entwaldungsfreien Fütterung einzuführen. 

DUH fordert Umstellung auf zertifiziertes Palmöl

Die derzeitige Situation seit laut DUH mehr als ernüchternd. Palmöl kommt in Futtermitteln in der Nutztierhaltung zum Einsatz. Dabei stammen 113.000 von insgesamt 150.200 Tonnen Palmöl aus unbekannten, riskanten Quellen.

Palmölplantagen zerstören in den Hauptanbauregionen Indonesien und Malaysia noch vielerorts wertvolle Ökosysteme wie tropischen Regenwald. Dieser speichert jedoch immense Mengen von Kohlenstoff und beherbergt bedrohte Tierarten wie den Orang-Utan und müsse vor der weiteren Expansion des Ölpalmsektors geschützt werden.

Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer erklärt: "Unsere Umfrage zeigt: Viel zu viele Unternehmen kommen ihrer Verantwortung nicht nach, ihre Produkte frei von Entwaldung zu halten. Wir fordern die Unternehmen nachdrücklich auf, Regenwaldschutz endlich ernst zu nehmen."

Er nimmt auch die Politik in die Pflicht: "Außerdem muss die Bundesregierung jetzt aktiv werden: Ihre Zielvorgabe für die Unternehmen, bis Ende 2020 vollständig und freiwillig auf 100 Prozent entwaldungsfreies, nachhaltiges Palmöl umzusteigen, wurde nicht erreicht. Das Prinzip der Freiwilligkeit ist damit gescheitert. Die Bundesregierung muss jetzt gesetzlich sicherstellen, dass kein nicht-zertifiziertes Palmöl mehr importiert werden darf."

Kleine positive Signale sind erkennbar

Zwar zeigt die zweite Abfrage des Futtermittelradars der DUH, dass sich mehr Unternehmen mit dem Thema beschäftigen, dennoch ist keine der Firmen eine neue Selbstverpflichtung zu nachhaltigem Palmöl eingegangen. So kündigten etwa die Systemgastronomen Subway und Kentucky Fried Chicken zwar an, schnellstmöglich vollständig auf zertifiziertes Palmöl umzustellen, nennen jedoch kein Stichdatum.

Erfreulich ist, dass sich bereits drei Futtermittelhersteller in die richtige Richtung bewegt haben: Die Deutsche Tiernahrung Cremer, Agravis und Bewital agri setzen auf mehr Nachhaltigkeit in ihren Palmöl-Lieferketten. Bei den Lebensmitteleinzelhändlern hat lediglich Lidl verbindliche Regelungen gegen Entwaldung getroffen. So muss ab 1. Januar 2022 bei allen Tiererzeugnissen sichergestellt sein, dass das Palmöl in der Tierfütterung eine Nachhaltigkeitszertifizierung aufweist.

Ölpalmen werden in Monokulturen angeplanzt - oft auf Flächen, auf denen zuvor Regenwald gerodet wurde.
Ölpalmen werden in Monokulturen angeplanzt - oft auf Flächen, auf denen zuvor Regenwald gerodet wurde. (Foto: Shutterstock / nelzajamal)

Die großen deutschen Fleischanbieter - darunter Rothkötter, Tönnies und Sprehe Feinkost - haben sich laut der DUH-Umfrage bisher nicht zur Umstellung auf entwaldungsfreies Palmöl geäußert. Dabei betreibt die Unternehmensgruppe Rothkötter, die auf Geflügel spezialisiert ist, mehrere eigene Futtermittelwerke. Nur Westfleisch hat ein zuversichtliches Signal gegeben und stellt zunächst die Soja-Beschaffung um - beim Palmöl wird aufgrund der kleineren Mengen noch gezögert.

Die DUH sieht jetzt insbesondere die Markenhersteller aus der Lebensmittelwirtschaft und die großen Fast-Food-Ketten in der Pflicht, die Umstellung auf entwaldungsfreie Futtermittel anzugehen: 80 Prozent des in Deutschland verfütterten Palmöls werden im Futter von Mastgeflügel und Legehennen eingesetzt. Das restliche Palmöl landet in den Ställen von Milchkühen, Rindern und Schweinen.

So umgehen Sie nicht-zertifiziertes Palmöl

Auch Verbraucher können mit ihren Kaufentscheidungen beeinflussen, ob Sie Palmöl konsumieren oder nicht.

Karoline Kickler, Projektmanagerin für Naturschutz bei der DUH sagt dazu: "Unser Futtermittel-Radar zeigt, dass die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher durch ihren Konsum von Tierprodukten unbewusst neuen Regenwaldrodungen Vorschub leisten. Lediglich durch Verzicht oder den Kauf von Bio-Produkten lässt sich nicht-zertifiziertes Palmöl sicher umgehen. Bei konventionellen Tierprodukten achten bislang nur sehr wenige Hersteller auf eine entwaldungsfreie Fütterung und eine einheitliche Kennzeichnung gibt es nicht."

Regenwaldschutz muss laut der Expertin nicht teuer sein: "Dabei sind die Kosten für die Umstellung auf zertifiziertes Palmöl nach unseren Berechnungen sehr gering und belaufen sich auf weit unter 1 Cent pro Liter Milch oder 10er-Packung Eier. Wer diesen Schritt nicht gehen möchte, sollte Palmöl durch heimische Öle wie Raps- oder Sonnenblumenöl ersetzen."

Beide heimischen Öle hat sich ÖKO-TEST genauer angesehen:

Auch bei Fertiggerichten, Margarine, MüsliSchokolade, Schokokeksen, -riegeln und Schokoaufstrichen, Süßigkeiten, Tütensuppen und bei Kosmetik finden Sie oft palmölfreie Alternativen. Falls nicht, können Sie zumindest auf Bio-Produkte und Erzeugnisse mit zertifiziertem Palmöl achten.

Durch den Verzehr von weniger Fleisch und tierischen Produkte aus Massentierhaltung umgehen Sie das für die Futtermittel hergestellte Soja, für das ebenfalls Regenwälder gerodet werden. 

Weiterlesen auf oekotest.de: