KfW-Förderungen gestoppt: Lösung für eingereichte Förderanträge gefunden

Autor: Lena Pritzl | Kategorie: Bauen und Wohnen | 02.02.2022

Der Hausbau könnte für viele Familien bald teurer werden, die KfW-Förderungen für energieeffizientes Bauen sind vorerst gestoppt.
Foto: Shutterstock / Puttachat Kumkrong

Die staatlichen KfW-Förderungen für energieeffiziente Gebäude wurden mit sofortiger Wirkung gestoppt, neue Anträge können mehr eingereicht werden. Das Bundeswirtschaftsministerium sorgte damit für Aufsehen und viele Proteste. Nun ist eine Zwischenlösung gefunden.

Der sofortige Stopp der KfW-Förderungen sorgte für viel Wirbel. Jetzt gibt es eine Lösung für die offenen Förderanträge. ÖKO-TEST ordnet ein, welche Förderungen eingestellt werden und zeigt, welche Möglichkeiten Bauherren und Antragstellern bleiben.

KfW-Förderungen werden gestoppt: Was bedeutet das?

Die staatliche Förderbank KfW fördert über die Bundesförderung energieeffiziente Gebäude. Das Bundeswirtschaftsministerium hat jetzt drei Förderungen für energieeffiziente Gebäude gestoppt und plant eine grundlegende Reform.

Was wird zurückgenommen? Seit dem 24. Januar 2022 können keine neuen Anträge für Fördermittel der KfW gestellt werden für:

  • das Programm Effizienzhaus 55 (EH55)
  • das Programm Effizienzhaus/-gebäude 40 (EH40)
  • energetische Sanierung

Zum Hintergrund: Die unter­schiedlichen Zahlen­werte der Effizienzhäuser geben an, wie energie­effizient ein Gebäude im Vergleich zu einem Referenz­gebäude ist. Dabei gilt: Je niedriger die Zahl, desto höher die Energie­effizienz und umso höher die Förderung.

Ein EH55 bzw. EH40 verbraucht folglich 55 Prozent beziehungsweise 40 Prozent der Energie, die ein Standardhaus benötigt. Der energetische Standard setzt sich aus dem Gesamt­energie­bedarf und aus der Wärme­dämmung des Gebäude zusammen.

EH55, EH40 und energetische Sanierung im Detail

Es ist wichtig, die drei Förderprogramme gesondert zu betrachten:

Effizienzhaus 55

Die Neubauförderung des Effizienzhauses 55 wird endgültig eingestellt. Sie wäre ohnehin zu Ende Januar 2022 ausgelaufen. Das bisherige Auslaufdatum wurde auf den 24.1.22 vorgezogen. Es werden keine neuen Anträge mehr angenommen.

Effizienzhaus 40

Die Förderung des Effizienzhauses 40 wird auf Eis gelegt. Über die Zukunft der Neubauförderung für EH40-Neubauten will das Bundeswirtschafsministerium zügig entscheiden. Das Ministerium schreibt dazu: "Über die Zukunft der Neubauförderung für EH40-Neubauten wird vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden Mittel im Energie- und Klimafonds und der Mittelbedarfe anderer Programme in der Bundesregierung zügig entschieden."

Energetische Sanierungen

Die Förderung für energetische Sanierungen ist ebenfalls auf Eis gelegt. Sie soll laut Bundeswirtschaftministerium wieder aufgenommen werden, sobald entsprechende Haushaltsmittel bereitgestellt sind.

Sowohl für Neubauten als auch für energetische Sanierungen gilt der KfW-Förderungsstopp.
Sowohl für Neubauten als auch für energetische Sanierungen gilt der KfW-Förderungsstopp. (Foto: Shutterstock / Monkey Business Images)

Welche Lösung gibt es für die offen Anträge?

Am Dienstag teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf seiner Seite mit, sich gemeinsam mit dem Bau- und dem Finanzministerium auf ein Vorgehen geeinigt zu haben.

Demnach sollen alle Förderanträge, die bis zum Antragsstopp am 24.01.2022 bei der KfW eingegangen sind, geprüft und gegebenenfalls genehmigt werden. Das bedeutet, dass alle rund 24.000 offenen Förderanträge von der KfW nach den bisherigen Programmkriterien geprüft und die förderfähigen Anträge bewilligt werden.

Gleichzeitig soll die Förderung für energieeffiziente Gebäude nach Willen des Wirtschaftsministeriums neu ausgerichtet werden. Das Ministerium möchte eine "klimapolitisch ambitionierte, ganzheitlich orientierte Förderung für neue Gebäude" aufsetzen, die so auch im Koalitionsvertrag vereinbart wurde.

Aus dem Ministerium hieß es zudem: Die Förderung für energetische Sanierungen soll zügig wieder aufgenommen werden, Neubauten nach EH40 haben ebenfalls gute Chancen auf eine erneute Förderung.

Warum laufen die KfW-Förderungen aus?

Das Bundeswirtschaftsministerium sah sich angesichts einer Antragsflut und Mehrkosten in Milliardenhöhe gezwungen, die staatliche Förderungen für Neubauten und Sanierungen sofort zu stoppen.

Im November 2021 wurde das nahende Ende der EH55-Neubauförderung angekündigt. Dies habe zu einem Run auf die Förderung geführt. Im Januar sei eine enorme Antragsflut eingegangen, insbesondere für die Neubauförderung EH55. Diese würden die zur Verfügung stehenden Mittel deutlich übersteigen.

Nach Angaben des Ministeriums sind rund 24.000 Anträge auf Förderungen offen, die noch vor dem vorzeitigen Ende des Programms eingegangen sind. Davon entfielen laut einer Sprecherin rund 700 auf Sanierungen, 20.200 auf Neubauten nach dem endgültig gestoppten Effizienzhaus-Standard EH 55 und 3.000 nach EH 40.

Die neue Bundesregierung argumentiert, dass Neubauten nach KfW-Effizienzstandard EH55 kein Beitrag mehr zu mehr Klimaschutz seien: Die Anforderungen eines Effizienzhauses 55 entsprächen dem derzeitigen Baustandard. Energiestaatssekretär Patrick Graichen sprach von einer veralteten Förderung, die falsche Anreize setze. "Wir hätten diesen Schritt gern vermieden. Allerdings wurde in den vergangenen Jahren versäumt, die Förderkulisse und die gesetzlichen Neubaustandards anzupassen", so Graichen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übte Kritik an der Vorgänger-Regierung: Im vergangenen Jahr wurden sechs Milliarden Euro Steuergelder – und damit rund ein Drittel der 2021 insgesamt für die Gebäudeeffizienzförderung verfügbaren Mittel – für einen Baustandard zugesagt, der sich längst am Markt durchgesetzt hatte.

Künftig sollen Fördermittel für energieeffizientes Bauen dort gezielt eingesetzt werden, wo die CO2-Einsparung am höchsten sei. Dies sei im Gebäudebereich vor allem bei Sanierungsmaßnahmen der Fall.

Welche Kritik gab es am KfW-Förderungsstopp?

Der Förderungsstopp stieß vielerorts auf deutliche Kritik von Opposition und Verbraucherschützern. Wirtschaftsverbände und Verbraucherzentralen forderten einen baldigen Neustart von Programmen.

Bundesbauministerin Geywitz (SPD) forderte rasch ein neues Förderprogramm. Dem Handelsblatt sagte sie: "Es muss jetzt zügig eine Regelung gefunden werden, dass Anträge wieder gestellt werden können."

Es sei allen Beteiligten klar gewesen, dass die KfW-55-Förderung Ende Januar auslaufen sollte. Das habe noch das ehemalige Bundeswirtschaftsministerium unter Peter Altmaier (CDU) festgelegt. Gleichwohl ergebe sich nun mit dem Förderstopp für Betroffene eine schwierige Situation. Mit Blick auf eine neue Fördersystematik fügte die SPD-Politikerin hinzu: "Mein Wunsch ist, dass wir sowohl den Lebenszyklus eines Gebäudes als auch das Baumaterial in die Betrachtungen einbeziehen."

Die Förderungen für energieeffizientes Bauen sollen neu ausgearbeitet werden.
Die Förderungen für energieeffizientes Bauen sollen neu ausgearbeitet werden. (Foto: Shutterstock / rawf8)

In der nachfolgenden Übersicht finden Sie Antworten auf drängende Fragen sowie alternative Fördermöglichkeiten. Wir hatten bei Dr. Reinhard Loch, Leiter der Gruppe Energieeffizienz bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, direkt nach dem Förderungsstopp nachgefragt, was er betroffenen Hausbauern rät.

Antrag eingereicht, aber noch nicht entschieden

Frage: Mein Antrag bei der KfW ist eingereicht, aber noch nicht bewilligt. Was soll ich jetzt tun?

Die Förderungen sind auf Eis gelegt, für zahlreiche Hausbauer bedeutet das, dass sie ihre Baufinanzierung überdenken und neu berechnen müssen. Das Wirtschaftsministerium hat nun entschieden, dass alle bis zum 24. Januar 2022 eingegangenen Förderanträge noch nach den bisherigen KfW-Kriterien geprüft und gegebenenfalls genehmigt werden.

Die Förderung für energetische Sanierungen soll zudem zügig wieder aufgenommen werden, Neubauten nach EH40 haben ebenfalls gute Chancen auf eine erneute Förderung. Nach Einschätzung von Dr. Reinhard Loch werden die EH40-Förderungen weiterlaufen, ebenso die energetischen Sanierungen. Die EH55-Förderungen allerdings werden nicht wiederkommen. Dr. Reinhard Loch dazu: "Politisch war es absolut die richtige Entscheidung, die Förderung auslaufen zu lassen. Das abrupte Ende ist natürlich unglücklich."

Dr. Reinhard Loch hat einen klaren Rat an die betroffenen Antragstellern: Zunächst abzuwarten, ob die Förderung noch genehmigt wird und sich gleichzeitig nach alternativen Förderungen und Kreditbedingungen erkundigen.

Der Experte der Verbraucherzentrale NRW ging bereits letzte Woche davon aus, dass die rund 20.000 eingegangen Baukredite für EH55-Anträge noch bewilligt werden. Zum damaligen Zeitpunkt rechnete er mit einem Ersatzprogramm, mit dem die Bauvorhaben durch einen Kredit finanziert würden, jedoch keine Fördermittel durch Tilgungszuschüsse mehr erhielten. Die neue Lösung aus dem Bundeswirtschaftsministerium kam damit etwas überraschend und dürfte bei vielen Antragstellern für Erleichterung sorgen.

Antrag nicht bewilligt, was jetzt?

Frage: Meine KfW-Förderung wurde nicht bewilligt oder ich habe sie nicht rechtzeitig eingereicht: Welche (Förder-)Möglichkeiten bleiben mir jetzt noch?

Bundesregierung und KfW prüfen ein Darlehensprogramm für Kredite für nicht bewilligte Anträge. Doch in der Zwischenzeit können Sie prüfen, welche alternativen Förderungsmöglichkeiten es für Ihr Bauvorhaben gibt:

  • Bafa: Die Bundesförderprogramme des Bundesamts für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (Bafa) laufen weiterhin. Mit dieser Förderung können Einzelmaßnahmen wie der Austausch von Heizungen bezuschusst werden.
  • Landesförderprogramme: Die einzelnen Bundesländer haben Kreditprogramme zur Baufinanzierung. Informieren Sie sich dazu am besten auf der Webseite Ihres Bundeslandes.
  • Kommunale Ämter: Auch Kommunen haben Wohnbauförderprogramme und informieren darüber auf ihren Webseiten.
  • Hausbank: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Bank, zu welchen Konditionen ein (weiterer) Baukredit möglich ist. Verhandeln Sie Ihren Baukredit unter Umständen nach.

Auch können Sie als Bauherr oder zusammen mit dem verantwortlichen Bauherren überlegen, ob eine Umplanung von einem Effizienzhaus 55 auf ein Effizienzhaus 40 möglich ist. Je nachdem, wie weit die Bauplanung fortgeschritten ist, kann das aber natürlich aufwendig und kostspielig sein.

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