In EU verbotene Pestizide entdeckt: Vitalis-Früchtemüsli fällt durch Test

Autor: Hannah Pompalla/Vanessa Christa | Kategorie: Essen und Trinken | 04.01.2022

Das Dr. Oetker Vitalis Früchte Müsli fällt im Test durch. Im Produkt stecken Spuren von 14 Pestiziden; drei davon sind besonders bedenklich.
Foto: ÖKO-TEST

Die Auswahl im Müsliregal ist riesig, doch unser Test zeigt: Nicht jedes Produkt ist empfehlenswert. So raten wir vom Früchtemüsli der bekannten Marke Dr. Oetker ab. Der Grund: Besonders bedenkliche Pestizide, deren Anwendung zum Teil nicht mehr in der EU zugelassen ist.

"Vitalis – Genuss, der gut tut": Mit diesem Slogan werden viele Vitalis-Müslis von Dr. Oetker im Internet beworben. Schade nur, dass das Früchte Müsli eine lange Liste an Pestiziden enthält. Insgesamt 14 Spuren von Pestiziden haben wir in dem getesteten Produkt gefunden.

Drei davon sind besonders bedenklich: Chlorpyrifos, Propargit und Tebuconazol. Die beiden erstgenannten Gifte sind sogar so schädlich, dass ihre Anwendung in der EU verboten ist.

Die enthaltenen Pestizide haben zur Folge, dass das Dr. Oetker Vitalis Früchte Müsli nur mit "ungenügend" abschneidet. Insgesamt fallen elf Produkte durch unseren Test. Auf bedenkliche Pflanzenschutzmittel sind wir mehrfach gestoßen. 

Vitalis-Früchtemüsli im Test enthält verbotenes Chlorpyrifos

Chlorpyrifos soll Getreide und Obst vor Läusen, Fruchtfliegen und anderen Schädlingen schützen. Die EU hat das Insektizid allerdings Anfang 2020 verboten – aus gutem Grund. Denn es steht im Verdacht, das Erbgut und die neurologische Entwicklung negativ zu beeinflussen. So soll es bereits im Mutterleib bleibende Schäden am Gehirn von Kindern verursachen.

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In Deutschland darf das Spritzgift bereits seit 2015 nicht mehr genutzt werden. Importierte Produkte können jedoch weiterhin Spuren von Chlorpyrifos und anderen Pestiziden enthalten, die in der EU nicht zugelassen sind.

So hat wohl auch Dr. Oetker für das untersuchte Vitalis-Früchtemüsli Zutaten aus Anbauländern bezogen, in denen teils laschere Regeln für Schädlingsbekämpfungsmittel gelten. Die Rosinen etwa stammen laut Hersteller aus Chile und Südafrika.

Was hat es mit Propargit und Tebuconazol auf sich?

Propargit ist ein Arkazid, dass gegen Spinnmilben im Obst-, Wein- und Gartenbau angewendet wird. Allerdings wurde es als krebsverdächtig eingestuft und ist seit 2011 in der EU nicht mehr zugelassen.

Tebuconazol wird unter anderem im Getreideanbau als Fungizid eingesetzt, also als Mittel zur Bekämpfung pilzlicher Schaderrger. Es darf noch in der EU verwendet werden, wir kritisieren es aber: Tebuconazol gilt ebenfalls als vermutlich schädigend fürs Kind im Mutterleib. Außerdem ist es sowohl akut als auch langfristig wassergefährdend und sehr giftig für Wasserorganismen.

Wie gefährlich sind Spritzmittelspuren im Müsli?

In der Regel stellen geringe Rückstände in Lebensmitteln kein akutes Gesundheitsrisiko dar. Allerdings sind mögliche Risiken durch Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Einzelsubstanzen kaum erforscht.

Wir kritisieren bedenkliche Pestizde aber noch aus anderen Gründen: Sie können die Gesundheit der Arbeiter gefährden, die sie tagtäglich auf den Feldern spritzen. Auch die Anwohner werden einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Letztendlich leiden auch Insekten, Vögel und die Umwelt unter den Giften.

Geprüftes Vitalis-Früchtemüsli steckt voller Zucker

Pestizide sind nicht der einzige Kritikpunkt am Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker. Das Müsli hat auch einen hohen Zuckergehalt: Es besteht mit 28 Gramm pro 100 Gramm zu mehr als einem Viertel aus Zucker.

Das ist eine ordentliche Menge: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Ewachsenen, höchstens bis zu 50 Gramm Zucker pro Tag zu konsumieren, besser nur 25 Gramm. Zu viel Zucker bemängeln wir auch in sechs anderen Früchtemüslis im Test.

Früchtemüsli gehört in vielen Haushalten zum Morgenritual. Umso ärgerlicher ist es, wenn in ihnen Spuren von bedenklichen Pestiziden stecken.
Früchtemüsli gehört in vielen Haushalten zum Morgenritual. Umso ärgerlicher ist es, wenn in ihnen Spuren von bedenklichen Pestiziden stecken. (Foto: Elena Veselova/Shutterstock)

So setzt sich das Gesamturteil zusammen

Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Für 14 gefundene Spuren von Pestiziden im Dr. Oetker Vitalis Früchte Müsli gibt es drei Notenabzüge. Die drei besonders bedenklichen Pflanzenschutzmittel – Chlorpyrifos, Propargit und Tebuconazol – führen zu zwei weiteren Minuspunkten.

Da Chlorpyrifos und Propargit in der EU verboten sind, ziehen nochmal zwei Noten ab. Den zu hohen Zuckergehalt werten wir mit einer Note ab. Das Gesamturteil kann nicht schlechter als "ungenügend" sein; somit lautet das Gesamturteil "ungenügend". Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

Der Test zeigt: Von 50 Früchtemüslis können wir rund die Hälfte empfehlen. Besonders ärgerlich: Manche Produkte im Test enthielten ganze Pestizidcocktails. Kritik gibt es auch wegen Mineralölrückständen und hohen Zuckergehalten. Mehr dazu lesen Sie hier: Müsli-Test: Einige enthalten Pestizidcocktails – auch in EU verbotene Stoffe.

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