Experten warnen: Nicht auf Handy-Apps für Pilzsammler verlassen

Autor: dpa / Redaktion (bw, lr) | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 07.08.2023

Nicht alle Pilze im Wald sind essbar. Beim Sammeln sollte man sich nicht alleine auf Apps verlassen.
Foto: Shutterstock / Bukhta Yurii

Durch das nasse Wetter sprießen bereits viele Pilze aus dem Waldboden. Viele Menschen sammeln selbst im Wald Pilze – oft mit scheinbar praktischen Apps, die beim Bestimmen der Pilze helfen sollen. Eine gefährliche Idee, warnen Experten.

Nach dem vielen Regen zieht es Menschen zur Pilzsuche in den Wald. Das Pilzesammeln wird immer beliebter. Im Trend liegen auch Pilz-Apps, die damit werben, Pilze anhand eines Fotos bestimmen zu können. "Das ist eine neue Gefahr, die hinzukommt", sagte Christoph Hahn, Präsident der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG), der dpa. Man könne einem Pilz schließlich nicht allein an Form oder Farbe ansehen, ob dieser giftig ist.

Vor der Nutzung solcher Apps warnte auch Florian Eyer, Chefarzt der klinischen Toxikologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Viele Giftpilze sähen gewöhnlichen Speisepilzen zum Verwechseln ähnlich.

Verwechslungsgefahr ist beim Pilzesammeln groß

So werde etwa der weiße Knollenblätterpilz gelegentlich für einen Champignon gehalten und den orangefuchsigen Rauhkopf identifiziere manch unerfahrener Pilzsammler als Pfifferling. Auch der giftige Pantherpilz ist gefährlich und sieht dem essbaren Perlpilz ähnlich.

Dabei könne schon ein falscher Pilz potenziell tödlich sein, sagte Eyer. Vorsorglich solle man daher nur Pilze sammeln, die man auch selber klar identifizieren könne. Wer den Verdacht auf eine Pilzvergiftung habe, solle umgehend den Giftnotruf wählen.

In vielen Fällen vergiften sich laut Andreas Schaper, Toxikologe beim Giftinformationszentrum (GIZ) Nord, aus dem Ausland zugezogene Menschen. Diese kennen aus ihrer Heimat Pilze, die in Deutschland wachsenden Exemplaren sehr ähnlich sehen. "Nur die einen sind harmlos und die anderen können sehr giftig sein", betont Schaper. Vor dem Pilzesammeln sei es wichtig, sich umfassend zu schulen. Apps oder Internetrecherchen seien nicht ausreichend. Schaper: "Im Zweifel gesammelte Pilze besser nicht essen."

Unerfahrene Pilzsammler sollten ihre Ausbeute sicherheitshalber immer durch Pilzsachverständige überprüfen lassen. Zudem raten Experten Pilzsammlern, Schulungen zu besuchen, bevor sie losziehen. Etwa die Deutsche Gesellschaft für Mykologie bietet solche Kurse an.

So erkennen Sie eine Pilzvergiftung: Symptome

Der Verzehr von nicht essbaren Pilzen kann unter Umständen tödlich enden. Die Symptome einer Pilzvergiftung ähneln denen einer Lebensmittelvergiftung:

  • starke Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Übelkeit
  • Halluzinationen, Bewusstseinsstörungen
  • Angstattacken
  • Schwindel
  • Atembeschwerden
  • Muskelzuckungen, Krämpfe
  • Herzrasen, beschleunigter Puls, Hitzegefühl

Beschwerden nach dem Verzehr von Pilzen sollten grundsätzlich ernst genommen werden. Wenn Sie den Verdacht auf eine Pilzvergiftung haben, sollten Sie sofort zum Arzt gehen oder die Giftnotrufzentrale anrufen. Ferner gilt: Alle, die das Pilzgericht probiert haben, sofort verständigen. Nach Angaben des Giftinformationszentrums (GIZ) Nord in Göttingen vergiften sich am häufigsten Kleinkinder.

Gut zu wissen: Pilze, die innerhalb von ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr Symptome auslösen, gelten in der Regel als weniger gefährlich als solche, die erst nach mehr als sechs Stunden zu Beschwerden führen.

Pilzreste nach dem Essen aufbewahren

Pilzreste, die beim Putzen von selbst gesammelten Pilzen anfallen, sollte man nicht sofort wegschmeißen, sondern für 48 Stunden an einem kühlen Ort aufheben. Beim Verdacht auf eine Vergiftung erleichtert das die exakte Diagnose.

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