Coronakrise: Warum Einmalhandschuhe beim Einkaufen keine gute Idee sind

Autor: Lena Pritzl | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 08.11.2020

Viele Menschen tragen in der Coronakrise zum Einkaufen Gummihandschuhe – sinnvoll oder gar gefährlich?
Foto: Shutterstock / Anna_plucinska

Um sich beim Einkaufen zu schützen, tragen einige Menschen im Supermarkt Gummihandschuhe. Dabei birgt die vermeintliche Schutzmaßnahme mehr Gefahren, als sie Nutzen bringt. 

  • Gummihandschuhe beim Einkaufen bieten keinen besseren Schutz, sondern erhöhen bei falscher Anwendung sogar die Gefahr, Viren und Bakterien zu verteilen.
  • Gummihandschuhe für den privaten Gebrauch belasten die Umwelt.
  • Händewaschen ist und bleibt eine der wichtigsten Maßnahmen gegen das Coronavirus.

Die zweite Coronawelle ist da: Derzeit infizieren sich täglich tausende Menschen mit dem Coronavirus. Händewaschen ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um sich nicht anzustecken. Unterwegs, beispielsweise beim Einkaufen, ist das Händewaschen meist nicht möglich - daher greifen derzeit einige Menschen auf Gummihandschuhe zurück. Doch es gibt viele Gründe, die gegen das Tragen von Einmalhandschuhen beim Einkaufen sprechen, sagen die Experten der Verbraucherzentrale Hamburg und mehrere Mediziner. 

Potenziell gefährlich: Einmalhandschuhe beim Einkaufen

Einweghandschuhe vermitteln den Trägern meist ein Gefühl von Sicherheit, weil sie damit die sterilen Verhältnisse verknüpfen, die in Arztpraxen oder Krankenhäusern vorherrschen. Die Verbraucherzentrale Hamburg spricht hier jedoch von einer "trügerischen Sicherheit".

Sie rät davon ab, in der Öffentlichkeit Schutzhandschuhe zu tragen, vor allem beim Einkaufen. "Wer Einmalhandschuhe trägt, mag seine eigenen Hände zunächst besser vor Krankheitserregern schützen, er verteilt jedoch trotzdem jede Menge Keime in seiner Umgebung".

Außerdem: Die dünnen Gummihandschuhe können beim längeren Tragen im Alltag, wie beim Einkauf im Supermarkt, schnell porös werden. Das ist potenziell gefährlich. Werden die Handschuhe durchlässig, können Bakterien, Keime oder Viren unter die Handschuhe und damit auf die Haut gelangen. Dort finden sie ideale Bedingungen vor: Bakterien vermehren sich in der feucht-warmen Umgebung schnell.

Doch auch wer sich mit Handschuhen geschützt fühlt und sich versehentlich ins Gesicht fasst oder auf dem Smartphone tippt, verteilt die Bakterien weiter. Fasst man das Handy dann zuhause ohne Handschuhe an, nimmt man die Bakterien leicht auf.

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Mediziner spricht von "hygienischer Sauerei"

Laut Allgemeinmediziner Dr. Marc Hanefeld ist deshalb vor und nach dem Gebrauch von Gummihandschuhen eine hygienische Händedesinfektion notwendig. Für Nicht-Mediziner sei diese nur schwer korrekt durchzuführen.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bezeichnete Hanefeldt das Tragen der Gummihandschuhe im April deshalb sogar als "hygienische Sauerei großen Ausmaßes."

Der stern interviewte dazu im Frühjahr Dr. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken, der Handschuhe beim Einkaufen ebenfalls ablehnt. "Die Leute sollen um Himmels willen keine Handschuhe tragen", so Voshaar.

3 Argumente gegen Einmalhandschuhe beim Einkaufen

1. Einmalhandschuhe sorgen für Müllberge

Abgesehen von der genannten potenziellen gesundheitlichen Gefahr belasten die Einmalhandschuhe unnötig die Umwelt. Nach dem einmaligen Tragen landen die Schutzhandschuhe nämlich im Müll.

Wichtig zu wissen: Die Gummihandschuhe können nicht recyelt werden und gehören deshalb nicht in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack, sondern in den Restmüll.

2. Umweltprobleme durch Gummihandschuhe

Der Naturkautschuk, der teilweise für die Handschuhe verwendet wird, stammt von Gummibäumen, die in Asien häufig in großen Monokulturen angepflanzt werden. "Der Anbau benötigt viel Fläche, für die teilweise Regenwälder abgeholzt werden", gibt die Verbraucherzentrale Hamburg zu bedenken. Auch der Einsatz von Pestiziden und Unkrautvernichtern sind ein Problem für die Umwelt und die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten. 

3. Allergien und Stress für die Haut

In Einmalhandschuhen sind Materialien wie Latex, Vulkanisationsbeschleuniger und Weichmacher enthalten, die bei vielen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Kontaktallergien sind mit Juckreiz, Rötungen der Haut, Bläschen oder Quaddeln verbunden.

Außerdem schwitzen die Hände in den Gummihandschuhen schneller, das stresst die Haut. Keime können sich in dem feucht-warmen Klima schneller vermehren.

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Bewährte Schutzmaßnahmen: Händewaschen und Abstand halten

Die dünnen Gummihandschuhe aus Latex sind für den Einsatz in Kliniken und Arztpraxen gedacht. Wir empfehlen statt der Einmalhandschuhe, die bewährten Schutzmaßnahmen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu beherzigen: Eine gute Handhygiene, also regelmäßiges Händewaschen, mindestens jedes Mal, wenn Sie wieder nach Hause kommen. Waschen Sie die Hände dabei mindestens 30 Sekunden lang mit Seife. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt das richtige Händewaschen bebildert in fünf Schritten.

Halten Sie zudem den Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen ein. Gerade beim Einkaufen ist dies wichtig. In vielen Supermärkten finden Sie dafür zwischenzeitlich Markierungen am Boden, die den Mindestabstand verdeutlichen oder Sie nutzen Online-Supermärkte für den Wocheneinkauf.

Was Sie beim Einkaufen während der Corona-Krise darüber hinaus beachten sollten, lesen Sie im Beitrag Coronavirus: Tipps, worauf Sie beim Einkaufen achten sollten.

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