Hummus-Test: Labor stößt auf Glyphosat und Mineralölrückstände

Magazin November 2023: Schwarzer Tee | Autor: Lisa Hitschler/Katja Tölle/Heike Baier/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 29.10.2023

Hummus im Test: Wir haben 19 Produkte getestet.
Foto: Okrasiuk/Shutterstock

Die gute Nachricht aus unserem Test: Hummus ist oft empfehlenswert. Weniger schön ist jedoch, dass ein paar Aufstriche mit Mineralölrückständen verunreinigt sind. Außerdem kritisieren wir gefundene Spuren von Glyphosat. 

  • Im Test: 19-mal Hummus der Sorte "Natur", zehn davon mit Bio-Auslobung. Wir haben sowohl gekühlte als auch ungekühlte Produkte im Plastikbecher, im Glas oder aus der Konservendose geprüft.
  • Erfreulich: Elf Produkte schneiden "sehr gut" ab. 
  • Kritik gibt es unter anderem für Mineralölrückstände sowie Spuren von Glyphosat.
  • Auffällig: Ein Hummus im Test konnte geschmacklich gar nicht überzeugen.

Wie gern würden wir endlich Schluss machen mit Mineralöl. Wie gern würden wir das Ende von Mineralöl in Lebensmitteln verkünden. Glauben Sie uns, wir arbeiten wirklich hart daran. Und tatsächlich werden die Funde über die Jahre insgesamt geringer, vor allem die der besonders bedenklichen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).

"Besonders bedenklich" sagen wir, weil sich innerhalb dieser Stoffgruppe auch Verbindungen befinden können, die krebserregend sind. Nur: Leider haben wir auch in diesem Test wieder MOAH nachgewiesen.

Hummus im Test: Rewe, Edeka & Co. im Vergleich 

Getestet haben wir insgesamt 19 Hummus-Produkte. Das Ergebnis: Elf Produkte sind "sehr gut". Allerdings sind wir auch auf bedenkliche Stoffe gestoßen. MOAH stecken beispielsweise ausgerechnet in einem Bio-Hummus. Der Befund führt dazu, dass das Produkt mit "mangelhaft" durch den Test fällt. Dass MOAH in Lebensmitteln nichts zu suchen haben, da sind sich Politik, Verbraucherschützer und auch sogar weite Teile der Industrie einig.

Doch wie kommen die Mineralölbestandteile überhaupt in den Hummus? Nun, Verunreinigungen können immer da entstehen, wo die Lebensmittel in Kontakt mit Schmierölen kommen. Auch aus den Verpackungen sind Übergänge möglich. 

Hummus ist beliebt, und im Handel gibt es eine große Auswahl an Fertigprodukten. Doch welche davon sind empfehlenswert? Wir haben 19 Hummus-Produkte getestet.
Hummus ist beliebt, und im Handel gibt es eine große Auswahl an Fertigprodukten. Doch welche davon sind empfehlenswert? Wir haben 19 Hummus-Produkte getestet. (Foto: Brent Hofacker/Shutterstock)

Wir finden: Weder MOAH noch MOSH haben etwas in Lebensmitteln zu suchen. Die Hersteller müssen sich dem Problem annehmen, Kontaminationsquellen ausfindig machen und sie beseitigen.

Viermal hat das von uns beauftragte Labor zudem die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge in Gehalten gefunden, die wir als "erhöht" oder "leicht erhöht" bewerten. Diese Stoffe können sich im Körper anreichern. Dort stellen sie die wohl größte Verunreinigung dar. Welche Folgen das hat, ist bisher noch völlig unklar, weil die nötige Forschung fehlt.

Hummus im Test: Glyphosat entdeckt

Umstrittener als MOAH ist ein anderer Stoff: Glyphosat. Das beauftragte Labor hat das Herbizid in zwei Hummus-Produkten im Test nachgewiesen. Rechtlich betrachtet sind die Gehalte "in Ordnung".

Für Mischprodukte wie Hummus gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. Die gibt es nur für die Rohzutaten – und für diese sind die einzelnen Grenzwerte extrem unterschiedlich hoch. Im Endprodukt im Labor herauszufinden, aus welcher Zutat das Glyphosat stammt, ist kaum möglich.

Trotzdem: Für uns ist Glyphosat im Hummus nicht in Ordnung. Wir werten auch rechtlich unproblematische Spuren ab, wenn es um Pestizide geht, die aus unserer Sicht besonders bedenklich sind. 

Bleibt Glyphosat in EU weiterhin zugelassen? 

Zurzeit kocht der Streit um die Gefährlichkeit von Glyphosat erneut hoch. Denn noch dieses Jahr steht die Entscheidung über die Verlängerung der EU-Zulassung an. 

Hummus-Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Zugleich sorgte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit ihrer jüngst veröffentlichten Risikobewertung von Glyphosat für Aufregung – sie hat demnach keine großen Bedenken, was eine Wiederzulassung betrifft.

Allerdings räumt die Behörde ein, dass in einigen Punkten noch Datenlücken bestünden. Dazu zählen unter anderem das ernährungsbedingte Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher beim Verzehr von belasteten Lebensmitteln sowie die Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" beim Menschen ein.

Wie schmecken die Kichererbsenpasten? 

Angesichts der Belastungen mit Mineralöl und Glyphosat kann einem schon der Appetit vergehen. Schade, denn eigentlich kann Hummus eine rundum leckere Sache sein. 

Doch nicht alle Produkte schmeckten in unserer Prüfung einwandfrei. Wir ließen alle Produkte in einem Speziallabor verkosten. Was dabei auffiel: 

  • Viele Kichererbsenpasten überzeugten in Geschmack, Geruch, Aussehen und Konsistenz. 
  • Ein Hummus fiel im Geschmackstest durch. Die geschulten Sensorikexperten machten einen Fremdgeschmack in Form einer "galligen, deutlich anhängenden Bitternote" aus.
  • In drei anderen Produkten stellten die Sensoriker leichtere Fehler im Geschmack fest.

Mal mehr, mal weniger Tahin in Hummus

Aber wie soll Hummus überhaupt schmecken? Kichererbsen, Sesampaste, Zitronensaft, Knoblauch, Kreuzkümmel und Salz – das sind die klassischen Zutaten der ursprünglich aus dem Orient kommenden Paste.

Geschützt ist das Rezept jedoch nicht, und in unserem Test von 19 mal Hummus "Natur" halten sich nicht alle an diese Formel. Manche ersetzen den Zitronensaft durch andere konservierende Säuren, andere lassen den Kreuzkümmel weg, wieder andere mischen Öle, Verdickungs- oder Konservierungsmittel hinzu.

Erhebliche Unterschiede gibt es beim Anteil der teuren Sesampaste Tahin, der in den Ursprungsländern des Hummus als Qualitätsmerkmal gilt: So enthält etwa ein geprüfter Hummus laut Deklaration nur vier Prozent Tahin, ein anderer Hummus im Test dagegen beachtliche 26 Prozent.

Ist Hummus gesund?

Stellt sich noch die Frage, wie gesund Hummus eigentlich ist? Wir haben wichtige Fakten zusammengefasst:

  • Wie viel Kalorien enthält Hummus? So richtig kalorienarm ist Hummus nicht: Die Creme bringt es auf rund 300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Damit liegt Hummus in etwa gleichauf mit Gouda, Weichkäse und Doppelrahmfrischkäse.
  • Wie siehtʼs mit Fetten aus? Hummus ist vegan. Er enthält also keine tierischen, sondern pflanzliche Öle, und die sind wegen ihrer höheren Anteile an ungesättigten Fettsäuren besonders vorteilhaft. Allerdings kann der Fettgehalt stark variieren. So enthält ein Hummus im Test mit 9,5 Prozent am wenigsten Fett, andere Kichererbsenpasten kommen mit 29 Gramm auf das Dreifache.
  • Ist Hummus ein guter Eiweißlieferant? Ja – Hummus liefert eine gewisse Menge an pflanzlichem Eiweiß aus den Kichererbsen. Es kommt aber immer drauf an, wie viele Kichererbsen verarbeitet sind. 
  • Welche Nährstoffe enthält er? Im Hummus stecken relativ hohe Gehalte an Eisen und Magnesium, außerdem B-Vitamine und Ballaststoffe. Aber auch hier variieren die Gehalte je nach Zusammensetzung.
  • Vorsicht: Hummus verdirbt relativ schnell. Deswegen: immer schön kühl aufbewahren und innerhalb weniger Tage verbrauchen. Das gilt auch für die Produkte aus dem Glas.

Mehr dazu erfahren Sie hier: Wie gesund ist Hummus?

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir wollten wissen, wie es um die Qualität von Hummus steht, und haben dafür 19 Produkte eingekauft, 10 davon mit Bio-Auslobung. Wir haben sowohl gekühlten als auch ungekühlten Hummus im Plastikbecher, im Glas oder der Konservendose ausgewählt. Ein wichtiger Aspekt ist natürlich, ob die Produkte möglichst wenig Problemstoffe enthalten. Deswegen haben wir sie durch ein umfangreiches Pestizidscreening laufen lassen und auf Mineralöl, Cadmium und Nickel geprüft.

Zudem wollten wir wissen, ob die leicht verderblichen gekühlten Produkte am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums mit Keimen belastet sind, und haben dafür die Gesamtkeimzahl, Enterobakterien, E. coli und Salmonellen prüfen lassen. Bei den haltbaren ungekühlten haben wir die Gesamtkeimzahl bestimmen lassen. Außerdem wollten wir wissen, wie viel Salz die Produkte enthalten – auch das haben wir im Labor messen lassen.

Aber klar, schmecken soll der Hummus auch. Deswegen haben wir die Produkte von geschulten Sensorikexperten verkosten lassen, die Abweichungen von der allgemeinen Verkehrsauffassung beurteilt haben. Zudem haben wir die Auslobungen auf den Verpackungen überprüft. Stimmt der Nutri-Score? Versuchen die Hersteller mit der Angabe von Miniportionen zu tricksen und Nährwertangaben wie Fette und Salz kleinzurechnen? Das werten wir unter den Weiteren Mängeln ab. Kunststoffverpackungen haben wir dahingehend überprüft, ob sie chlorierte Verbindungen enthalten. Bestehen die Kunststoffverpackungen zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff aus dem Gelben Sack? Das wollten wir von den Herstellern wissen und ausreichende Belege dafür sehen.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen von mehr als 0,5 bis 1 mg/kg (in der Tabelle: "MOAH"). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein gemessener Gehalt an MOSH/ MOSH-Analogen der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in der Tabelle: Mineralölbestandteile "erhöht"), sofern nicht schon wegen MOAH um vier Noten abgewertet wurde.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen der Kettenlänge C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/ kg (in der Tabelle: Mineralölbestandteile "leicht erhöht"); b) ein bis zwei als besonders bedenklich eingestufte Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie beim Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) gelistet sind (Stand: März 2021; in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten), nach EU-Datenbank oder CLP-Verordnung (ECHA) als vermutlich kanzerogen oder reproduktionstoxisch eingestuft sind (hier: Glyphosat); c) eine im Labor bestimmte Gesamtkeimzahl, die eine Zahl von einer Million koloniebildenden Einheiten pro Gramm überschreitet. Dabei haben wir uns an dem DGHM-Richtwert für Feinkostsalate orientiert; d) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,7 Gramm pro 100 Gramm Portion.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um vier Noten: ein Fremdgeschmack (hier: "deutliche, anhängende Bitternote ["gallig"]"). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein Geschmack, der "sehr sauer" ist oder eine "dominante, anhängende Essignote" hat. Zur Abwertung um eine Note führt: ein Geschmack, der "bitter" ist.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; c) eine auf der Verpackung angegebene, aus unserer Sicht unrealistische Portionsgröße von weniger als 100 Gramm zur Berechnung der Nährwerte. Steht bei konkret benannten Analysenergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze oder Nachweisgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel oder Sensorik, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Ein Testergebnis Weitere Mängel oder Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.  

Testmethoden

Bisphenol A: LC-MS/MS.
Glyphosat: LC-MS/MS.
Mikrobiologie: Gesamtkeimzahl aerob (DIN EN ISO 4833-2: 2022-05), Enterobacteriaceae (ASU L 00.00-133/2: 2019-12), E. coli (ASU L 00.00-132/2: 2021-03); Salmonellen (ASU L 00.00-20: 2021-07).
Mineralöl (MOSH/MOAH): DIN EN 16995: 2017-08 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix).
Natrium/Salzäquivalente: ASU L 00.00-144: 2019-07 nach Aufschluss, Salzäquivalente berechnet nach LMIV.
Nickel/Cadmium: DIN EN 15763: 2010-04 mod. nach Aufschluss (Die Modifikation betrifft die Erweiterung der Analyten auf Nickel).
Pestizide: DIN EN 15662:2018-07 (LC-MS/MS und GC-MS/MS).
Saure Herbizide: Modul E9 aus DIN EN 15662: 2018-07.
Sensorik: beschreibend (DIN 10975:2005-04).
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Juli 2023.

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