Kein Ende in Sicht: Geflügelbranche wird weiter Küken töten

Bericht in der "taz" ernüchtert

Autor: Brigitte Rohm | Kategorie: Essen und Trinken | 15.11.2019

CC0 Public Domain / Unsplash - Jason Leung

Das Bundesverwaltungsgericht gewährte der Geflügelbranche im Sommer eine Gnadenfrist, um aus dem Kükenschreddern auszusteigen. Deren Verband hat nun wohl sehr halbherzige Pläne angekündigt.

Im Juni dieses Jahres hatte sich das Bundesverwaltungsgericht mit dem massenhaften Töten männlicher Küken nach dem Schlüpfen befasst. Das Urteil: Die grausame Praxis verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Allerdings gestattete das Gericht den Produzenten eine Übergangsfrist bis zur Einführung von Alternativen  – wann diese enden soll, legten die Richter nicht fest. 

Nun scheint die Geflügelbranche nicht gerade ambitioniert am Ausstieg zu arbeiten: Laut einem aktuellen Bericht in der "taz" will sie die Zahl der getöteten Küken bis 2022 lediglich halbieren – dies sei einem Schreiben des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) zu entnehmen, das der Zeitung vorliegt. Argumentiert habe der Verband eben damit, dass das Gericht keinen sofortigen Ausstieg beschlossen hat.

Agrarministerium zur Ankündigung: "nicht akzeptabel"

Durch verschiedene Verfahren wie die Geschlechtserkennung mittels Hyperspektral-Analyse, Hormonuntersuchung, Hahnenaufzucht sowie die Haltung sogenannter Zweinutzungshühner für Eier und Fleisch sollen insgesamt etwa 21,5 Millionen männliche Küken von der vorzeitigen Tötung verschont bleiben. 

"ZDG setzt sich als Ziel, im Verlauf des Jahres 2022 die Zahl der getöteten Hahnenküken um mindestens 50 Prozent zu verringern", zitiert die taz den Verband. Eine so geringe Reduzierung, und das im Übrigen erst bis zu so einem späten Zeitpunkt, sei jedoch "nicht akzeptabel" – und vielmehr ein Ausstieg bis "spätestens Ende 2021" das Ziel. Das sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums gegnüber der taz. Der Anspruch von Politik und Gesellschaft sei ein anderer, als dass hier auf Zeit gespielt werde.

Foodwatch kritisiert auch Julia Klöckner  

Julia Klöckner spekuliert derzeit jedoch auf die Selbstverpflichtung der Wirtschaft. So lange die Koalition keinen zusätzlichen politischen Druck ausübt – etwa durch eine klare gesetzliche Festschreibung, bis wann das Töten aufhören soll – wird diese Kritik wohl nicht viel bewirken.

Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch kritisiert folglich in der taz sowohl die Ankündigung des ZDG als auch das Agrarministerium: "Wenn Frau Klöckner immer nur auf freiwillige Lösungen setzt, darf sie sich nicht wundern, wenn sie von der Geflügellobby am Nasenring durch den Hühnerstall gezogen wird".

Ohne Kükenschreddern? Beim Eierkauf genau hinschauen!

Nach dem zahnlosen Gerichtsurteil und dem zögerlichen Tempo, mit dem die Geflügelindustrie darauf reagiert, bleibt den Verbrauchern vorerst nur eines: gezielt Eier zu kaufen, bei denen die Hersteller garantieren, dass männliche Küken ebenfalls aufgezogen werden. Eine Liste von Verkaufsstellen der Bruderhahn Initiative finden Sie hier.

In unserem Eier-Test im April konnten wir nur vier Bio-Eier empfehlen. Problematisch ist nicht nur, dass allein im Jahr 2017 mehr als 40 Millionen für die Industrie "wertlose" männliche Küken lebendig geschreddert, vergast oder anderweitig entsorgt wurden. Bei konventionellen Eiern müssen die Hühner zudem auf engstem Raum leben und haben oft keine Auslaufmöglichkeiten. Wer die artgerechte Haltung von Legehennen unterstützen möchte und die Praxis des Kükentötens ablehnt, muss beim Einkauf genau hinschauen.

Mehr dazu lesen Sie hier: Eier im Test: Für zwei Drittel der Hühnereier mussten Küken sterben

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