Zahnzwischenraumbürsten-Test: Wie schlagen sich Te Pe, dm & Co.?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2023 | Autor: Lisa-Marie Karl/Frank Schuster/Lena Wenzel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 13.10.2022

Zahnzwischenraumbürsten im Test: Welche Interdentalbürste ist für die Zahnhygiene am besten?
Foto: ÖKO-TEST

Interdentalbürsten putzen in den Zahnzwischenräumen – also dort, wo normale Zahnbürsten nicht hinkommen. Sie können dabei helfen, Entzündungen zu vermeiden. Wir haben 21 Zahnzwischenraumbürsten von Curaprox, Te Pe, dm & Co. getestet und erklären, was Sie beim Kauf beachten sollten. 

  • Im Test: 21 Zahnzwischenraumbürsten. 19 Produkte besitzen im Inneren eine Drahtspirale und sind mit Kunststoffborsten bestückt, zwei Reiniger, sogenannte Picks, haben statt eines Bürstenkopfs ein Noppenfeld aus weichem Kunststoff oder Gummi.
  • Gute Nachrichten: Alle geprüften Interdentalbürsten sind frei von Schadstoffen. 
  • Kritik gibt es für Zahnzwischenraumbürsten mit Borsten, die zu viele Ecken und Kanten haben. Schließlich können diese das Zahnfleisch reizen. 

Aktualisiert am 13.10.2022 | Für eine gründliche Reinigung reicht Zähneputzen mit einer Zahnbürste oft nicht aus. Im Zahnzwischenraum können zurückbleibende Speisereste Fäulnisbakterien bilden, die für üblen Mundgeruch verantwortlich sein oder Entzündungen von Zähnen und Zahnfleisch auslösen können. Zahnmediziner empfehlen deshalb eine zusätzliche Anwendung von Zahnseide, Dental Sticks oder auch Interdentalbürsten.

Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürste? 

Welche Pflege davon die effektivere ist, lässt sich nicht eindeutig sagen und hängt auch von den individuellen Gegebenheiten und Gewohnheiten ab. Einige Studien zeigen, dass eine Kombination aus Interdental- und Zahnbürste zu einem besseren Reinigungsergebnis führt als eine aus Zahnseide und Bürste. Möglicherweise ist der Effekt aber auch auf die etwas umständlichere Handhabung von Zahnseide zurückzuführen.

Besonders kompliziert oder langwierig ist die zusätzliche Zahnpflege nicht. Laut einer Umfrage des Internetportals Zahnvorsorge-Plus geben 62 Prozent der befragten Bundesbürger an, regelmäßig Zahnseide zu benutzen und 45 Prozent spezielle Zahnzwischenraumbürsten.

Neben Zähneputzen empfehlen Zahnmediziner für die Mundhygiene auch die Anwendung von Zahnseide, Dental Sticks oder Interdentalbürsten.
Neben Zähneputzen empfehlen Zahnmediziner für die Mundhygiene auch die Anwendung von Zahnseide, Dental Sticks oder Interdentalbürsten. (Foto: alexat25/Shutterstock)

Interdentalbürsten-Test: Curaprox, Te Pe & Co. im Vergleich

Wir haben 19 Interdentalbürsten und zwei Interdentalreiniger – auch Picks genannt – eingekauft und in Laboren untersuchen lassen. Wir ließen alle Produkte auf Schadstoffe überprüfen. Erfreulich ist, dass das Labor keine bedenklichen oder umstrittenen Substanzen gefunden hatte.

Kritik übten hingegen die Experten der Zahnheilkundlichen Abteilung der Uniklinik Gießen, wohin wir die Produkte zur Begutachtung der Gebrauchseignung schickten.  

Interdentalbürsten im Test: Ergebnisse als ePaper kaufen

Kantige, spitze Borsten können Zahnfleisch reizen 

Unter dem Rasterelektronenmikroskop erkannten die Zahnmediziner an allen 19 Bürsten einen etwas zu hohen Anteil an Borsten, die an den Enden nicht akzeptabel abgerundet sind. Wenn zu viele von ihnen Ecken, Spitzen oder Kanten aufweisen, kann dies das Zahnfleisch reizen.

Fast alle Hersteller erklärten uns, dass es produktionstechnisch aktuell nicht möglich sei, die Enden der sehr weichen und nachgiebigen Borsten genügend abzurunden – ganz im Gegensatz zu konventionellen Zahnbürsten, bei denen die Borsten härter seien und nur in eine Richtung zeigten. 

Interdentalreiniger-Picks besitzen statt einer Rundbürste ein Noppenfeld aus weichen Kunststoff oder Gummi.

Ein unerwünschtes Bild: Borsten mit Ecken und Kanten statt Abrundungen. Experten untersuchten die Bürsten unter dem Rasterelektronenmikroskop.
Ein unerwünschtes Bild: Borsten mit Ecken und Kanten statt Abrundungen. Experten untersuchten die Bürsten unter dem Rasterelektronenmikroskop. (Foto: Prof. M. Jung, Gießen)

Wie unterscheiden sich die Reinigungsköpfe?

Kommen wir zur Form der Reinigungsköpfe. Sechs von ihnen sind konisch geformt, das heißt, sie verengen sich kegelförmig. Der Rest ist zylindrisch, das bedeutet, ihre Rundbürste hat durchgehend denselben Durchmesser. Es gibt keine Studie, die eine bessere Reinigungsleistung von einer der beiden Formen belegt, weshalb wir sie nicht bewerten.

Eine konische Form kann wegen des variierenden Durchmessers Vorteile haben, zum Beispiel bei unterschiedlich großen Zahnlücken oder auch bei Brücken und Spangen. Nutzer von zylindrischen Bürsten müssen, da die Zahnzwischenräume eines Gebisses niemals gleich groß sind, schon mal verschieden große Bürsten bereithalten.

Durchmesser der Interdentalbürsten beachten

Wichtig ist: Der Durchmesser sollte niemals zu groß oder zu klein sein. Ist er zu klein, reichen die Borsten nicht genügend an die Zahnfleischfurche zwischen den Zähnen heran. Ist er zu groß, kann die Bürste oder der Draht das Zahnfleisch verletzen. Der Zahnarzt hilft, die richtige Größe zu finden.

Bei allen Bürsten ist der Durchmesser des Drahts oder der Bürste, oder auch von beiden, auf der Verpackung angegeben, häufig zusätzlich mit einem Verweis auf die entsprechende ISO-Norm. Die ISO-Zahlen auf einer Skala von 0 bis 8 lassen Rückschluss auf die Größe des Durchmessers zu.

ISO 0 zum Beispiel bedeutet kleiner oder gleich 0,6 Millimeter PHD (Passierbarer Lochdurchmesser), ISO 1 meint 0,7 bis 0,8 Millimeter PHD. Die Auslobungen der beiden Reiniger-Picks im Test hingegen lassen die Nutzer im Unklaren. 

Interdentalbürsten-Test: Welche Marken sind empfehlenswert?
Interdentalbürsten-Test: Welche Marken sind empfehlenswert? (Foto: Shotmedia/Shutterstock)

Zahnzwischenraumbürste kaufen: Tipps zur Mundhygiene

Was Sie bei der Wahl einer Zahnzwischenraumbürste beachten sollten: 

  • Zur Wahl des richtigen Bürstendurchmessers den Zahnarzt zurate ziehen. Nicht auf Verdacht kaufen.
  • Um Verletzungen des Zahnfleischs zu vermeiden, die Bürste niemals mit Gewalt in die Zahnzwischenräume drücken. Vorsichtig in den Zahnzwischenraum einführen und behutsam vor- und zurückbewegen.
  • Nach dem Gebrauch die Bürste gründlich auswaschen und regelmäßig nach einigen Tagen, gemäß der Anbieterangaben, wechseln.  

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 21 Interdentalbürsten eingekauft und in die Labore geschickt. 19 Produkte besitzen im Inneren eine Drahtspirale und sind mit Kunststoffborsten bestückt, zwei Reiniger, sogenannte Picks, haben statt eines Bürstenkopfs ein Noppenfeld aus weichem Kunststoff oder Gummi. Fünf Produkte haben einen Holz- oder Bambusgriff. Sechs Bürstenköpfe sind konisch geformt, verengen sich also kegelförmig nach vorne, der Rest ist zylindrisch, das heißt, der runde Bürstenkopf hat durchgehend denselben Durchmesser.

Zahnheilkundler Professor Martin Jung von der Uniklinik Gießen untersuchte die Borsten für uns unter dem Rasterelektronenmikroskop, ob sie an den Enden akzeptabel abgerundet sind. Zudem begutachtete er, wie gut die Reinigungsköpfe der Picks verarbeitet sind und ob unsauber verarbeitete Stellen Verletzungsgefahren bergen.

Verschiedene Labore untersuchten die Produkte auf bedenkliche und problematische Inhaltsstoffe, darunter Phthalate, Ersatzweichmacher, phenolische Verbindungen und Schwermetalle. Zudem wurden die Produkte und Verpackungen auf umweltschädliche chlorierte Verbindungen (PVC/PVDC) geprüft.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Gebrauchseignung: Unter dem Testergebnis Gebrauchseignung führt zur Abwertung um eine Note: mittelmäßig abgerundete Borstenenden (weniger als 70 Prozent der untersuchten Borsten sind akzeptabel abgerundet).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: keine Angabe der Größe in Form des Durchmessers oder des PHD (passage hole diameter/Mindestdurchmesser eines Lochs, durch das der Interdental-Reiniger bei Einführung mit klinisch relevanter Kraft hindurchpasst) auf der Verpackung oder in der Packungsbeilage.

Das Gesamturteil beruht zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Gebrauchseignung und zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Es wird kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Borstenabrundungen: Rasterelektronenmikroskopie. Bürstenkopf wird vom Rest der Interdentalbürste abgetrennt, Reinigung im Ultraschallbad, Trocknung. Der Bürstenkopf wird auf speziellen Probentellern für die Rasterelektronenmikroskopie befestigt und mit einer leitfähigen Schicht aus Gold bedampft. Untersuchung im Rasterelektronenmikroskop bei Betriebsspannung von 5 kV, Blickwinkel 25° seitlich von oben. Beurteilung von Borstenenden aus zehn Regionen, die gleichmäßig über die Länge des bürstenartigen Funktionsendes, beginnend an der Bürstenspitze bis zur Basis, verteilt wurden. Digitale Aufnahme von zwei Borstenbüscheln pro Region. Beurteilung der Abrundungsqualität anhand der zehn rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen. Modifizierte Klassifikation nach Silverstone & Featherstone.
Materialscreening: GM/MS nach Extraktion und Derivatisierung.
Schwermetalle: Röntgenfluoreszenzanalyse der folgenden Elemente As, Ba, Br, Cd, Cr, Hg, Pb, Sb, Se.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: August 2021 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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