Versteckter Zucker in Lebensmitteln: Diese 6 Tricks nutzen Hersteller besonders oft

Autor: Katja Tölle | Kategorie: Kinder und Familie | 25.04.2023

Versteckter Zucker in Lebensmitteln: Tricks
Foto: Shutterstock/Daisy Daisy

Kinder lieben Süßes – und seit Zucker in Verruf geraten ist, versucht die Industrie, die Süße der Lebensmittel zu verstecken. Wir erklären sechs gängige Tricks, auf die Hersteller immer wieder zurückgreifen.

Nur weil das Wort "Zucker" nicht in der Deklaration eines Produkts steht, heißt es nicht, dass wirklich kein Zucker drin ist. Das sind die sechs Tricks der Hersteller, die uns am häufigsten begegnen:

Trick 1: Zucker auf der Zutatenliste verschieben

Viele Zuckerarten landen unten. Oft verrät nur der Blick auf die Nährwertdeklaration, dass Zucker die Hauptzutat ist. Müsste da folgerichtig nicht auch Zucker auf Platz 1 der Zutatenliste stehen? Jein. Es ist zwar richtig, dass die Zutaten mengenmäßig sortiert in absteigender Reihenfolge deklariert werden müssen. Allerdings verwenden viele Hersteller nicht einfach "Zucker".

Sie süßen zwar, was das Zeug hält – aber mit Glukose-Fruktose-Sirup, Invertzuckersirup, Dextrose und Süßmolkenpulver (siehe auch Trick 3). Und so landet "Zucker" nicht auf Platz 1, sondern beispielsweise auf Platz 3, 5, 9 und 10 der Zutatenliste.

Trick 2: Auf ungesunde "natürliche Süße" setzen

"Natürliche Süße" klingt gesund, verkauft sich also gut. Deswegen werben Hersteller oft damit. Allerdings handelt es sich in vielen Fällen nicht um die natürliche Süße aus Milch, Gemüse oder Obst, sondern um hochkonzentrierte, getrocknete, teils mehrfach verarbeitete Pulver, die nur noch einen einzigen Zweck haben: zu süßen.

"Fruchtsüße" ist so ein Beispiel – klingt gesund, ist aber nichts anderes als ein Gemisch aus Fruktose und Glukose, das ernährungsphysiologisch dem Haushaltszucker weitgehend gleichzusetzen ist. Denn auch der ist chemisch gesehen ein Disaccharid – ein Zweifachzucker, der aus den Monosacchariden Glukose und Fruktose besteht. "Konzentrate" sind ein weiteres Beispiel. Hier spielen die Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, die frisches Obst neben dem Zucker liefert, keine Rolle mehr.

Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält, Fruchtzucker sei dem herkömmlichen vorzuziehen: "Bestimmte Zuckerarten – wie brauner Zucker, Honig, Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker – sowie die Süße aus Früchten, also Fruchtzucker, sind nicht gesünder oder besser als der allgemein bekannte Haushaltszucker", bestätigt auch Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

>> Lesen Sie auch: Zuckerarten im Überblick: von Agavensirup bis Rohrohrzucker

Kakaopulver bei ÖKO-TEST

Zu den Lebensmitteln, die wir immer wieder wegen ihres erhöhten Zuckergehalts kritisieren, gehört Kakao, den man eigentlich "Zuckerpulver" nennen müsste. Denn: Zehn Pulver in unserem aktuellen Kakao-Test enthalten über 80 Prozent Zucker. Von Problemen mit Mineralöl, Cadmium und Menschenrechtsverletzungen haben wir da noch gar nicht gesprochen. Alle Produkte und Test-Ergebnisse gibt's im ePaper – klicken Sie gleich hier:

Trick 3: Zucker mit anderen Namen versehen

Maltodex... was? Sobald Zucker auf der Zutatenliste steht (oft weit unten, siehe Trick 1), erkennt der Verbraucher das. Steht Sirup darauf, ist die Sache auch noch klar. So einfach ist es aber oft nicht.

Viele Hersteller setzen Süße ein, die sich hinter Begriffen wie Maltodextrin, Oligofruktose oder Dextrose verbirgt. Wer also auf Zucker verzichten will, muss jede Menge Vokabeln lernen.

Trick 4: "Weniger süß" als Werbetrick  

"Weniger Fett" und "weniger süß" ist auch so ein Werbetrick. Fett und Zucker sind Geschmacksträger. Wenn also von dem einen weniger drin ist, muss von dem anderen mehr rein, um Geschmackseinbußen wettzumachen. Deswegen heißt "weniger Fett" oft "mehr Zucker".

Und: Weniger süß heißt noch lange nicht wenig süß. Für gewöhnlich meinen Hersteller damit nur, dass das Lebensmittel weniger süß schmeckt als vergleichbare Lebensmittel. Wenn die Vergleichslebensmittel also vor Zucker nur so strotzen, kann es sich bei dem "weniger süßen" Lebensmittel immer noch um eine Zuckerbombe handeln.

Trick 5: Zuckergehalt kleiner rechnen 

Die Gehalte an Fett, Zucker oder Salz kann man ganz einfach kleinrechnen – dank Portionsgrößen. Denn: Die Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen bezieht sich auf eine Portion des Lebensmittels – und je kleiner ein Hersteller diese bemisst, desto geringer wirkt der Anteil des Lebensmittels an der täglichen Gesamtmenge an Zucker.

Ein beliebtes Beispiel: Die Portionsangaben auf vielen Nuss-Nougat-Cremes, die nur bei 15 Gramm liegen – eine Menge, die Sie von den Schokocreme-Päckchen beim Hotelfrühstück kennen. Und die bekanntlich genau ausreicht, um sich ein halbiertes Brötchen zu schmieren.

Trick 6: Kinderlebensmittel mit Erwachsenen-Angaben

Noch dreister: Auf einem Lebensmittel, das sich an Kinder richtet (wie bunte Cerealien), die "Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen" abdrucken – auch das ist ein gängiger Trick.

Für Zucker ist die von der EU festgelegte Referenzmenge ohnehin hoch: Sie beträgt 90 Gramm. Das sind in Würfelzucker umgerechnet etwa 30 Stück.

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