69 Zusatzversicherungen für das Krankenhaus im Test

Gesundheitsschutz de luxe

ÖKO-TEST Oktober 2016 | | Kategorie: Geld und Recht | 29.09.2016

69 Zusatzversicherungen für das Krankenhaus im Test

Zusatzversicherungen für das Krankenhaus können die Genesung fördern. Doch sie können auch zusätzlich Stress machen, denn es gibt große Leistungs- und Preisunterschiede.

Über 19 Millionen Behandlungsfälle im Krankenhaus gab es 2014. Im Schnitt dauerten sie 7,4 Tage. Wer ernsthaft krank ist, muss deutlich länger im Krankenhaus bleiben. Nach schweren Unfallverletzungen sind es beispielsweise durchschnittlich 33 Tage, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft feststellt. Üblicherweise in einem Mehrbettzimmer.

Wer privat vorsorgt, liegt dagegen im Einzelzimmer und wird vom persönlich ausgewählten Arzt behandelt. Das dürfte die Genesungslage deutlich verbessern. In der Praxis zeigt sich beispielsweise, dass Privatstationen im Vergleich zum Kassenbereich deutlich moderner sind und das Personal weniger unter Stress steht.

Für eine bessere Unterkunft im Krankenhaus und die Behandlung durch den Chefarzt zahlten die Assekuranzen 2014 laut Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV) insgesamt 2,9 Milliarden Euro. Jeder Kassenpatient kann selbstverständlich aus eigener Tasche solche "Wahlleistungen" hinzukaufen. So verlangt das Düsseldorfer Florence-Nightingale-Krankenhaus für ein Einzelzimmer einen täglichen Zuschlag von bis zu 156 Euro pro Tag, für das Zweibettzimmer sind es bis zu 79 Euro. Während solche Kosten noch überschaubar sind, geht die Chefarztbehandlung richtig ins Geld - insgesamt entfallen über 80 Prozent der Kosten für Wahlleistungen auf Arzthonorare.

Die Rahmenbedingungen für die Wahlleistungen hat der Gesetzgeber im Krankenhausentgeltgesetz festgelegt. "Hieraus resultieren feste Regeln, die weder Versicherungen, noch Krankenhäuser selbst außer Kraft setzen können", stellt Prof. Thomas Kolb fest, Gesundheitsökonomie an der Business School in Wiesbaden. "So darf niemals eine Kopplung zwischen Zimmer und Arzt erfolgen. Der Patient muss beide Leistungen frei voneinander wählen können", erläutert der Wissenschaftler. Das bestätigt die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Allerdings erleben Patienten immer wieder, dass gerade kein Zimmer frei ist, wenn sie nur eine bessere Unterbringung und keinen Chefarzt wollen. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen dies Berliner Krankenhausexperten.

Doch auch wer den privaten Vollschutz für das Krankenhaus abschließt, muss mit einer Leistungsverweigerung rechnen. So prüft die Allianz vom Patienten eingereichte Arztrechnungen auf "mögliche Auffälligkeiten" - besonders genau bei Privatkliniken. Denn hier würden häufig kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen, die auch ambulant oder mit kürzerer Verweildauer möglich wären. Die Gothaer prüft anhand der Diagnosen, ob eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Einigen Versicherern wie der Halleschen, der LVM oder der WGV reicht nach eigenen Angaben als Nachweis für die medizinische Notwendigkeit, dass die gesetzlichen Kassen die allgemeinen Krankenhausleistungen übernehmen.

Zahlen zum Umfang der Ablehnung und Kürzungen gibt es von fast keinem der 28 Anbieter, die auf die Umfrage von ÖKO-TEST geantwortet haben. Die HUK-Coburg, eigentlich als transparenter Versicher...

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Testverfahren

Die Bewertung der Leistungen erfolgt über Punkte. Für einen Anspruch auf Einbettzimmer, privatärztliche Leistung, Leistung für Belegärzte, Leistung über dem Höchstsatz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sowie eine Leistungserstattung von medizinisch notwendige stationärer psychotherapeutische Heilbehandlung über die GKV-Leistungen hinaus gab es jeweils zehn Punkte. Bei Einschränkungen, etwa Befristung, wurden fünf Punkte vergeben. Leistungen für Belegärzte wurden nur bepunktet, wenn eine explizite Nennung in den Bedingungen erfolgt, da nach Aussage des PKV-Verbandes ist eine belegärztliche Leistung keine Wahlleistung ist. Wird die Anschlussheilbehandlung generell und werden die Kosten für Ärzte im Ausland in vollem Umfang wie in Deutschland übernommen gab es jeweils fünf Punkte. Eingeschränkte Leistungen erhielten 2,5 Punkte. Bei einer Unterbringung in einem Krankenhaus, dass als gemischten Anstalt, bezeichnet wird, weil dort auch Reha- und Kurzbehandlungen möglich sind, wurde die Leistungen "Notfalleinweisung", "einziges Versorgungskrankenhaus", "akute Erkrankung", "ausschließlich medizinisch notwendige Heilbehandlungen" sowie "medizinisch notwendige Anschlussheilbehandlung" mit jeweils bis zu einem Punkt bewertet. Eingeschränkte Leistungen erhielten jeweils 0,5 Punkte. Zur Ermittlung der Punktezahl für das Ersatzkrankenhaustagegeld bei Verzicht auf Wahlleistungen wurde die Differenz zwischen höchster und niedrigster Leistung in drei gleich große Klassen geteilt und bis zu drei Punkte vergeben. Wird der gesetzliche Eigenanteil von zehn Euro für mindestens 28 Tage vom privaten Tarif übernommen und gibt es keine Selbstbeteiligung durch den privaten Zusatzversicherer, gab es einen Punkt. Wird auf eine Anmeldung der Krankenhausbehandlung verzichtet, gab es einen Punkt.

Anforderungen an die Tarife: Erhoben wurden private Krankenhauszusatzversicherungen ohne Bindung an eine gesetzliche Krankenkasse für pflichtversicherte Männer und Frauen. Die Versicherten waren am 1.5.1986 / 1976 / 1966 geboren, hatten somit ein Eintrittsalter von 30, 40 und 50 Jahren. Der Musterkunde ist Angestellter und Ingenieur. Der Tarif musste mindestens für die Unterkunft die Wahlleistung Zweibettzimmer und für die ärztliche Wahlleistung die Höchstsatzbehandlung der Gebührenordnung für Ärzte mit dem 3,5-fachen Satz vorsehen. Der Versicherungsbeginn ist der 1.10.2016

Alle Tarife und Preise wurden der Datenbank des Freiburger Analysehauses www.KVpro.de entnommen den Anbietern zur Verifizierung zurückgespielt. Die Bewertung der Daten erfolgte durch ÖKO-TEST.