Iberogast: Nach Todesfall ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Bayer

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 22.07.2019

Iberogast: Ermittlungen gegen Pharmakonzern Bayer nach Todesfall
Foto: Bayer AG

Das pflanzliche Magenmittel Iberogast könnte für einen Todesfall verantwortlich sein. In der Beilage fehlte der Hinweis auf die Gefahr von Leberschäden, so der Vorwurf. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Wie das Handelsblatt berichtet, ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen den Pharma-Riesen Bayer. In der Untersuchung geht es offenbar um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Arzneimittel Iberogast und einem Todesfall im vergangenen Jahr. Der Vorwurf lautet: Bayer habe bei dem Magen-Medikament Iberogast nicht vor möglichen Leberschäden gewarnt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen möglicher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Eine frühere Warnung hätte den Todesfall eventuell verhindern können.

Iberogast soll Todesfall verursacht haben

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) waren schon seit Jahren insgesamt 48 Fälle bekannt, die auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Iberogast und Leberschäden hinweisen. Tragischer Höhepunkt ist ein im Juli 2018 bekanntgewordener zweiter Fall von Leberversagen mit Lebertransplantation, der letztlich tödlich endete. Erst nach dem Todesfall hatte Bayer den Beipackzettel geändert und vor seltenen, aber schwerwiegenden Leberschäden gewarnt.

Iberogast: rezeptfrei – aber umstritten

Wer Probleme mit dem Magen hat, greift häufig zu Iberogast. Das rezeptfrei erhältliche pflanzliche Medikament könnte aber riskanter sein als bisher angenommen: Iberogast enthält Schöllkraut, das schon länger im Verdacht steht, schwere Nebenwirkungen zu haben. 

Diskussion um Leberschädigungen schon seit Jahren

Das BfArM hatte bereits 2008 ein Stufenverfahren gegen schöllkrauthaltige Arzneimittel eingeleitet. Bei Iberogast, das wenig Schöllkraut enthält, hätten die Hersteller im Beipackzettel Schwangere, Stillende und Menschen mit Leberproblemen vor der Einnahme warnen müssen. Bayer (bzw. die Firma Steigerwald, die Iberogast zuvor produziert hat) hatte sich jahrelang geweigert und Widerspruch gegen die Forderung des BfArM eingelegt.

Nach dem Todesfall hat der Pharmakonzern Mitte 2018 eingelenkt und den Warnhinweis in die Packungsbeilage aufgenommen. Seither ist dort zu lesen: "Bei der Anwendung von Schöllkraut-haltigen Arzneimitteln sind Fälle von Leberschädigungen (…) bis hin zu arzneimittelbedingter Gelbsucht (…) sowie Fälle von Leberversagen aufgetreten".

Iberogast ist eines der bekanntesten Produkte von Bayer

Iberogast ist ein Verkaufsschlager in deutschen Apotheken: Etwa zehn Millionen Mal pro Jahr wird das Mittel in deutschen Apotheken verkauft. Das rezeptfrei erhältliche Produkt enthält unter anderem neun verschiedene Arzneipflanzen. Eine davon ist Schöllkraut. In geringen Mengen wirkt die Pflanze krampflösend, in hoher Konzentration kann sie giftig sein und die Leber schädigen.

Die Anwendungsbereiche von Iberobast sind Magenschmerzen, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit, Bauchkrämpfe und ein Reizmagen oder das Reizdarmsyndrom.

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