12 Textile Puppen im Test

Entpuppt

Jahrbuch Kleinkinder 2016 | | Kategorie: Kinder und Familie | 14.01.2016

12 Textile Puppen im Test

Im Test zeigen sie ihr wahres Gesicht: Einige Stoffpuppen haben sich in der Praxisprüfung als unsicher oder unsorgfältig verarbeitet erwiesen. Andere machen vor, wie gutes Spielzeug für kleine Kinder geht.

Kinder lieben Puppen. Doch welche sind robust genug und schadstoffarm? Stoffpuppen haben den Vorteil, dass sie ohne Plastikweichmacher auskommen.

Wir haben zwölf textile Puppen in die Labore geschickt, wo sie einem umfangreichen Praxistest unterzogen und auf Schadstoffe geprüft wurden.

Das Testergebnis

Jeweils ein Viertel der Puppen im Test sind "sehr gut", "gut" oder "befriedigend". Das vierte Viertel fällt abgeschlagen mit "ungenügend" durch den Test, darunter bekannte Marken.

Dass Kinder an ihrem Spielzeug zerren und zupfen, ist klar. Deshalb ist es problematisch, dass sich bei einer Puppe in der Praxisprüfung ein Etikett löste und bei einer anderen ein Aufkleber. Diese sind zwar potenziell verschluckbar, werden jedoch von der Spielzeugnorm nicht als gefährliche Kleinteile gewertet, wenn sie aus luftdurchlässigem Gewebe bestehen. Im Einzelfall ist nicht leicht zu prüfen, wie luftdurchlässig oder ungefährlich ein Etikett wirklich ist. Viele Hersteller schaffen es, ihre Produkte mit Etiketten zu versehen, die halten. Wir werten das betreffende Etikett und den Aufkleber deshalb um vier Noten ab, bezeichnen die Produkte aber nicht als "nicht verkehrsfähig". Dass bei der Lillifee-Puppe von Die Spiegelburg außerdem eine Naht am Arm riss, sehen wir als ein Zeichen mangelnder Qualität. Der große Prüfstift gemäß Spielzeugnorm passte nicht in die Öffnung, weshalb diese Auffälligkeit laut Prüflabor keine Gefährdung für Kinder darstellt.

Am Ohr der Heunec Poupetta Lotte, 30 cm entstand dagegen beim Reißen einer Naht eine Öffnung, in die der große Prüfstift mehr als sechs Millimeter eindringen konnte. Das heißt: Verschluckbares Füllmaterial wurde zugänglich. Diese Puppe hätte nach unserer Meinung so nicht verkauft werden dürfen. Sie ist nicht verkehrsfähig. Ob durch den Verarbeitungsmangel tatsächlich Lebensgefahr bestehen kann, hat das zuständige Untersuchungsamt jetzt zu überprüfen.

In puncto Inhaltsstoffe schneiden die getesteten Stoffpuppen wie gehofft mit großem Abstand besser ab als ihre Kollegen aus Plastik. Wir kritisieren aber umstrittene halogenorganische Verbindungen, optische Aufheller sowie das Halbmetall Antimon, die im Material einiger Puppen nachgewiesen wurden.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Aus der Vielzahl an Puppen auf dem Markt haben wir 12 ausgewählt. Wir kauften unter anderem Produkte traditioneller deutscher Manufakturen ein sowie solche aus Materialien aus kontrolliert biologischem Anbau. Für die teuerste Puppe bezahlten wir 62,90 Euro, für die günstigste 7,99 Euro.

Die Praxisprüfung

Im Labor nahmen Spezialisten die Puppen genau unter die Lupe: Unter anderem prüften sie mit Zugtests, ob Kinder kleine Teile wie Wimpern von der Puppe abreißen und verschlucken könnten. Sie untersuchten das Spielzeug auf spitze Drähte oder kantige Accessoires, an denen Kinder sich verletzen könnten. Und sie legten Feuer an die Puppen, schließlich dürfen die im Ernstfall nicht zu schnell entflammen. Grundlage dieser Tests ist die europäische Spielzeugnorm EN 71, in der definiert ist, welche Kriterien Spielwaren erfüllen müssen. Daneben interessierte uns, ob die textilen Bestandteile der Puppen abfärben, wenn ein Kind an ihnen nuckelt. Also ließen wir sie mit künstlichen Lösungen auf Speichel- und Schweißechtheit prüfen.

Die Inhaltsstoffe

Wir schickten die Puppen an vier verschiedene Labore, um herauszufinden, was in ihnen steckt. Die Experten untersuchten sie je nach Zusammensetzung auf potenziell gesundheitsschädliches Formaldehyd, auf giftige Elemente wie Blei und Arsen sowie auf verbotene Farbstoffe. Auch nach umweltbelastenden Stoffen wie optischen Aufhellern und Nonylphenolethoxylaten ließen wir suchen. Wichtig waren uns außerdem Weichmacher, phosphororganische und halogenorganische Verbindungen sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, von denen manche krebserregend sind.

Die Bewertung

"Sehr gute" Puppen sollten unserer Meinung nach weder fragwürdige Inhaltsstoffe enthalten noch im Praxistest schwächeln - deshalb gehen beide Bereiche zu gleichen Teilen in die Bewertung ein, wobei das Gesamtergebnis nicht besser sein kann als das schlechteste Einzelergebnis. Bei den Inhaltsstoffen haben wir wie so oft strengere Maßstäbe angelegt, als es der Gesetzgeber tut. Im Praxistest legten wir besonderen Wert auf Sicherheit und Verbraucherfreundlichkeit.

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