9 Leichte Blumenerden im Test

Mangelerscheinungen

Jahrbuch für 2016 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 09.10.2015

9 Leichte Blumenerden im Test

Mit Torf oder Kokos als Hauptbestandteil wird aus einer schweren eine leichte Blumenerde. Doch aufgrund des klimaschädlichen Torfabbaus und Schadstoffen können wir keines der getesteten Leichtgewichte empfehlen.

Blumenerde ist üblicherweise ziemlich schwer, und das Schleppen der großen Säcke aus Bau- und Gartenmärkten trotz Auto eine Herausforderung. Da wundert es nicht, dass nun auch "leichte" Blumenerde angeboten wird, beispielsweise "mit 50 Prozent weniger Gewicht". Doch wie schaffen es die Hersteller, das Gewicht von Erde zu reduzieren? Zum Beispiel indem sie eine Blumenerde anbieten, die fast nur aus Torf besteht. Oder sie wählen die "extraleichte" Variante mit getrockneten und gepressten Kokosfasern oder -mark.

Dass der Abbau von Torf in hohem Maße klimaschädlich ist, davor warnen ÖKO-TEST, die Umwelt- und Naturschutzverbände und Moorexperten seit Jahren. Moore sind die größten Kohlenstoffspeicher pro Flächeneinheit. Sie binden etwa sechsmal so viel Kohlenstoff wie Wald.

Zumindest im Hobbygartenbau könnte Torf jedoch komplett ersetzt werden, vor allem durch Kompost und Humusmischungen. Zu den Ersatzstoffen von Torf zählen auch Kokosfasern und Kokosmark.

Aber ist Kokos wirklich eine gute Alternative? Die BUND-Expertin für Moorschutz, Nicola Uhde, betrachtet Kokos zwar als mögliche gute Alternative, weist gleichzeitig aber daraufhin, dass es innerhalb des BUND noch keine einheitliche und abgeschlossene Meinung dazu gebe. Es lägen zu wenig Daten und Öko-Bilanzen vor.

Der Naturschutzbund (Nabu) ist Kokos gegenüber aufgeschlossen. "Der Transportweg ist wohl weit, aber eine Regenwaldrodung zur Landnutzung kann für Kokosfaser ausgeschlossen werden. Keiner rodet Urwald wegen Kokos", so resümiert Felix Grützmacher, der Nabu-Experte für Moorschutz. Er sieht Kokosfasern als Zuschlagsprodukt für eine Blumenerdemischung, um den Torfgehalt zu reduzieren.

Die Fairtrade-Gesellschaft Gepa, die schon seit Jahren ein Kokosprodukt zertifiziert hat, betrachtet den Transport differenziert. Das leichte gepresste Kokosmaterial werde mit Hochseeschiffen mit vergleichsweise niedrigen Emissionen überführt. Die Arbeitsbedingungen für das Fairtrade-Produkt seien "überdurchschnittlich gut", so die Pressereferentin Brigitte Frommeyer.

ÖKO-TEST hat neun leichte Blumenerden eingekauft - sechs Torf- und drei gepresste Kokosprodukte - und deren Qualität im Labor intensiv prüfen lassen, sowohl im Hinblick auf Nährstoffe als auch auf unerwünschte Inhaltsstoffe. Kann sich der Gartenfreund auf die Deklaration der Nährstoffe verlassen?

Das Testergebnis

Die Produkte sind bestenfalls "befriedigend", zwei Erden fallen mit "mangelhaft" durch. Diese beiden Produkte von Obi und Toom sind zudem so schwer, dass man nicht von einer leichten Blumenerde sprechen kann. Die Obi Living Garden wurde wahrscheinlich falsch gelagert, die Toom Leichte Blumenerde ist auch trocken zu schwer.

Sechs Blumenerden bestehen zu mindestens 70 Prozent, drei davon fast ausschließlich, aus Torf, dessen Abbau in hohem Maße CO2 freisetzt. Deshalb werten wir Torf ab, Kokos als nachwachsenden Rohstoff jedoch nic...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben in Bau- und Gartenmärkten neun leichte Gartenerden eingekauft, sechs bestehen im Wesentlichen aus Torf, drei weitere aus gepressten Kokosfasern/Kokosmark. Diese Produkte werden erst zu Hause mit Wasser "aufgepoppt".

Problematische Inhaltsstoffe

Wie üblich interessierte uns in erster Linie, inwieweit schädliche oder umstrittene Inhaltsstoffe vorhanden sind, die da nichts zu suchen haben und die möglicherweise auf Gemüse und Obst übergehen können. Wir schickten die Blumenerden daher ins Labor, um sie auf eine Vielzahl von Stoffen untersuchen zu lassen: auf gesundheitsschädliche Schwermetalle, Pestizide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), E.coli-Bakterien und Perchlorat. Hohe Salzgehalte beeinträchtigen das Pflanzenwachstum, daher wurde der Natriumgehalt gemessen. Auch Unkraut ist für den Hobbygärtner kein Segen.

Nährstoffgehalt

Manche Stoffe schaden, andere nützen. Blumenerde sollten einen ausgewogenen Nährstoffgehalt haben, der die Pflanzen für einige Wochen mit Nahrung versorgt. Zu den Hauptnährstoffen gehören Stickstoff und Phosphat, aber auch Kalium und lösliches Magnesium, nicht zu vergessen die Spurenelemente. Die enthaltenen Mengen ließen wir untersuchen und von Experten bewerten. Grundlage waren die Mindestanforderungen für Blumenerde der Gütegemeinschaft Substrate (GGS) und die Richtwerte des Verbands Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA).

Weitere Mängel

Unser Untersuchungsprogramm klärte auch folgende Fragen: Ist die Blumenerde wirklich leicht? Stimmt die empfohlene Wassermenge zum Aufquellen der getrockneten Kokosprodukte? Sind die Nährstoffe auf den Substraten richtig deklariert? Das wiederum ist in der Düngemittelverordnung geregelt.

Die Bewertung

Auch Blumenerden sollen nicht mit problematischen Inhaltsstoffen belastet sein, diese Anforderung hat für ÖKO-TEST höchste Priorität. Etwas weniger stark gewichten wir den Nährstoffgehalt, da dieser nur eine Momentaufnahme ist und die Erde später ohnehin gedüngt werden muss. Schwere oder mehrere Weitere Mängel können sich über das Testergebnis Nährstoffgehalt auf das Gesamturteil auswirken.

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