Deos ohne Aluminium im Test: 21 von 34 Deosprays sind "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Dimitrij Rudenko/Meike Rix/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.11.2023

In der Überprüfung: Deosprays ohne Aluminium
Foto: ÖKO-TEST

Die Inhaltsstoffe der meisten Deos ohne Aluminium im Test sind aus unserer Sicht in Ordnung. Von zwei Deos raten wir aber ab. Ein Grund: Problematische Duftstoffe. Außerdem legten uns nicht alle Hersteller Studien zur versprochenen Wirksamkeit ihrer Deodorants vor. 

  • Wir haben 34 Deosprays ohne Aluminiumsalze für Frauen und Männer überprüft.
  • Das Ergebnis: Die Mehrzahl der Produkte schneidet mit der Bestnote "sehr gut" ab. 
  • Zwei der getesteten Deos ohne Aluminium fallen allerdings durch. 

Aktualisiert am 5.11.2023 | Deodorants wirken nach dem folgenden Prinzip: Sie enthalten zum einen Zutaten, die miefproduzierende Bakterien hemmen, und zum anderen Parfüm, das den Geruch möglichst überlagert. Sie wirken also anders als Antitranspirantien, in denen die Hersteller umstrittene Aluminiumsalze einsetzen, die auch die Schweißporen verschließen und den Schweißfluss unterbinden.

Um bei der Wahl des Deos zu helfen, haben wir 34 Deosprays ohne Aluminiumsalze für Frauen und Männer eingekauft. Unsere Testergebnisse sind überwiegend erfreulich: Mit 21 Produkten schneidet eine Mehrheit mit der Bestnote "sehr gut" ab. Durchgefallen sind nur zwei Produkte. Hauptkritikpunkt ist bei beiden ein umstrittener Duftstoff.

Deos ohne Aluminium im Test: Kritische Duftstoffe entdeckt

Die beiden Testverlierer schneiden mit "ungenügend", beziehungsweise "mangelhaft" ab. Das Hauptproblem sind die Inhaltsstoffe.

So hat das von uns beauftragte Labor in beiden Kandidaten den umstrittenen Duftstoff Galaxolid nachgewiesen. Galaxolid zählt zu den polyzyklischen Moschusverbindungen, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern und schon an den abgelegensten Orten in der Natur gefunden wurden. Im Rahmen eines EU-Aktionsplans prüfen Experten derzeit die Risiken durch Galaxolid für Mensch und Umwelt. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht einer unerwünschten hormonellen Wirkung.

Deosprays sollen den Schweiß hemmen und Gerüche übertünchen.
Deosprays sollen den Schweiß hemmen und Gerüche übertünchen. (Foto: ANDRANIK HAKOBYAN/Shutterstock)

An dem "ungenügenden" Deospray kritisieren wir mit Hydroxycitronellal einen weiteren Duftstoff, denn er löst relativ häufig Allergien aus. Er steckt im Test noch in einem weiteren Deo ohne Aluminium. Kosmetikhersteller sollten unserer Meinung nach auf den Einsatz solcher Duftstoffe verzichten.

Weitere unerwünschte Stoffe in Deos ohne Aluminium

Zudem sind wir im Test auf die folgenden, aus unserer Sicht unerwünschten Inhaltsstoffe gestoßen: 

  • Halogenorganische Verbindungen: Da sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, von denen viele als allergieauslösend gelten. Einige der in Kosmetika eingesetzten Konservierungsmittel zählen dazu. Im Test hat das von uns beauftragte Labor sie in einem Deospray gefunden. Interessant: Auf der Verpackung ist aber keine solche Verbindung deklariert. Der Hersteller hat sich uns gegenüber nicht zu dem mitgeteilten Messwert geäußert.
  • PEG-Verbindungen: Diese Stoffe können in einem Deo zum Beispiel Parfümöle und Wasser miteinander vermischen. Viele dieser Verbindungen können aber auch die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Im Test sind PEG-Verbindungen in einem Deospray deklariert.
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Wie wird die Wirksamkeit von Deos untersucht?

Die Wirksamkeit von Deos lassen Kosmetikhersteller üblicherweise von Menschen mit geschulten Nasen überprüfen. Die sogenannten Sniffer ziehen unerschrocken den Achselgeruch von Probanden ein und vergleichen die mit Deo behandelte Seite mit der unbehandelten. Wir haben für unseren Test keine Sniffer engagiert, aber die Hersteller derjenigen Produkte mit konkreten Angaben zur Wirkdauer gebeten, uns ihre Wirkstudien vorzulegen. 

Teilweise keine Studien vorgelegt

Auf insgesamt 29 Deos im Test steht entweder "24h" oder gleich "48h". Das kann man leider nicht als Versprechen auf geruchsneutrale Achseln lesen. Die Herstellerstudien zeigen nur, dass es im Schnitt einen Unterschied zwischen behandelten und unbehandelten Achseln gab – sofern uns die Hersteller denn Studien vorlegten.

Acht taten das nicht, was wir intransparent und wenig vertrauenserweckend finden. Auch die im Testergebnis Inhaltsstoffe "sehr guten" Produkte von fünf Marken bringen es deshalb im Gesamturteil gerade einmal auf ein "befriedigend".

Weniger Noten haben wir bei drei Produkten abgezogen, für welche die Hersteller uns zwar immerhin Studien vorlegten, wir diese aber als unzureichend einstuften. So fehlte uns zweimal die Auflistung der Einzelergebnisse für alle teilnehmenden Probanden. Einmal hatten nur zwei statt der üblichen drei geschulten Sniffer die Wirkung geprüft.

Für die restlichen Produkte legten die Anbieter uns vollständige Studien mit mindestens drei Sniffern und mindestens 20 Probanden vor, die einen statistisch aussagekräftigen Geruchsunterschied nach der jeweils beworbenen Stundenzahl belegten.

Dass man damit im echten Leben nach 24 Stunden noch gänzlich müffelfrei die Arme beim Tanzen zum Himmel strecken kann, bedeuten diese Ergebnisse aber keinesfalls. So zeigen die vorgelegten Studien jenseits der Statistik auch große individuelle Unterschiede, wie viel ein Deo von Mensch zu Mensch ausrichten kann.

Wie wirken Deos ohne Aluminium?

  1. Bakterien hemmen: Stoffe wie Ethylhexylglycerin oder Alkohol wirken antimikrobiell, hemmen also das Wachstum der Bakterien, die den Schweißgeruch produzieren. Die meisten getesteten Deos führen Alkohol an erster Stelle der Inhaltsstoffliste auf. Wer trockene Haut im Achselbereich hat, versucht es besser mit einem Deo oder einer Deocreme ohne Alkohol. Triethylcitrat greift in die enzymatischen Mechanismen der Bakterien ein, mit denen sie den Schweiß zersetzen, und verringert so die Entstehung schlecht riechender Abbauprodukte.
  2. Feuchtigkeit aufnehmen: Andere Substanzen versuchen, den feuchtwarmen Bakteriensumpf trockenzulegen. Magnesiumoxid besitzt etwa die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzusaugen und gleichzeitig Gerüche zu binden.

  3. Geruch übertünchen: Last but not least sollen Duftstoffe den Geruch überdecken. Manche Hersteller haben Strategien entwickelt, mit deren Hilfe Duftstoffe erst nach und nach freigegeben werden.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Spraydosen sind in Deutschland nach wie vor die nachgefragteste Verpackungsform von Deodorantien. Wir haben 34 parfümhaltige Deosprays in frischen Duftrichtungen eingekauft. Neun davon sind zertifizierte Naturkosmetik. Die Preisspanne für 75 Milliliter reicht von 36 Cent bis 7,64 Euro.

Anhand der für die Hersteller verpflichtenden Inhaltsstofflisten glichen wir ab, ob die Hersteller in den Deos umstrittene und/oder bedenkliche Inhaltsstoffe wie PEG/PEG-Derivate, Kunststoffverbindungen wie Silikone oder das Antioxidans Butylhydroxytoluol (BHT) einsetzen. Im Labor ließen wir die Produkte auf Formaldhehyd/-abspalter, allergieauslösende Duftstoffe, künstliche Moschusduftstoffe, das Vergällungsmittel Diethylphthalat (DEP) sowie auf die umstrittene Stoffgruppe der halogenorganischen Verbindungen untersuchen. In den Verpackungen fahndete ein Labor nach umweltschädlichen PVC/PVDC/chlorierten Verbindungen. Für Deos mit einer ausdrücklich beworbenen Wirkdauer von 24 oder 48 Stunden baten wir die Anbieter um entsprechende Belege. Legten die Anbieter daraufhin keine Studie vor, konnten sie im Testergebnis Weitere Mängel nicht über ein "mangelhaft" hinauskommen. Wo uns die Einzelergebnisse der verschiedenen Probanden fehlten oder besondere Schwachpunkte in der Studie auffielen, zogen wir ebenfalls Noten ab.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklischen Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHCB; in Tabelle "künstlicher Moschusduft); b) ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganischen Verbindungen; c) PEG/PEG-Derivate. Zur Abwertung um eine Note führen: deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal).

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: keine überzeugende vollständige, produktbezogene Wirksamkeitsstudie vorgelegt bei Produkten mit Wirkversprechen wie "24 h Schutz" oder "48 h". Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Silikone; b) Mängel in den vorgelegten Studien (in Tabelle: "unzureichend"). Als Mängel werden bei Snifftests zur deodorierenden Wirkung gewertet: a) weniger als drei geschulte Experten (Sniffer); b) nur Übersicht/Zusammenfassung der Studie (ohne Einzelergebnisse) vorgelegt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte – außer bestimmten Versprechen zur desodorierenden Wirkung durch entsprechende Studienabfrage – nicht überprüft haben

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenanreicherung (SPE), binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Photometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS).
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration. 

Einkauf der Testprodukte: Februar 2023

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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