10 Pedelecs im Test

Fahr lässig!

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 | | Kategorie: Freizeit und Technik | 11.10.2013

10 Pedelecs im Test

Pedelecs werden immer beliebter. Doch Qualität hat ihren Preis. In unserem umfangreichen Praxistest entpuppten sich vor allem die günstigeren Modelle als echtes Sicherheitsrisiko. Mit den Rädern von Kalkhoff und Daimler gibt es aber richtig "gute" Alternativen.

Radeln mit eingebautem Rückenwind - das ist mit dem Pedelec Realität geworden. Wir haben zehn Pedelecs sicherheitstechnisch auf Herz und Nieren durchgecheckt und die Reichweiten gemessen. Außerdem ließen wir sie von Testpersonen ausprobieren. Natürlich hatten wir auch Schadstoffe in Sattel und Griffen auf dem Zettel.

Das Testergebnis

Felgenbruch und Rahmenanrisse, schwache Bremsen und Modelle, die sich unverhofft in Bewegung setzen - auch wenn sich die meisten Pedelecs recht gut fahren lassen, in puncto Sicherheit gibt es noch jede Menge Nachholbedarf. Hinzu kommt die hohe Schadstoffbelastung. Unterm Strich fällt die Hälfte der Produkte mit "mangelhaft" durch. Nur das stabile Smart-Rad und das ausdauernde Kalkhoff schneiden "gut" ab.

In unserem "Lebensdauer"-Härtetest auf dem Rollenprüfstand gingen beim Giant Twist Lite Power Felgen und Speichen zu Bruch. Deutliche Minuspunkte gab es für das Kettler Obra Light, bei dem das Sitzrohr angerissen war. Auch bei den Modellen von Fischer und Winora kam es zu Sicherheitsproblemen. Hier zeigt sich, dass einige Konstruktionen den höheren Kräften, die bei einem motorisierten Rad auftreten können, nicht gewachsen sind.

Kreidler, Diamant, Fischer und Winora bringen nicht die laut Norm für einfache City- und Trekkingfahrräder geforderten 100 Kilo sicher zum Stehen. Die Räder von Kreidler und Diamant zeigen außerdem bei Trockenheit und Nässe ein deutlich unterschiedliches Bremsverhalten.

In unserem Reichweitentest, den wir mit maximalem Unterstützungsgrad des Antriebs durchführen ließen, überflügelte das Kalkhoff Impulse 8C die Konkurrenz deutlich und kam mehr als vier Mal so weit wie das Winora F1. Die Reichweite hängt allerdings stark vom Fahrverhalten des Radlers ab.

Pedelecs, deren Steuerung auf Pedaldruck reagieren, können sich plötzlich in Bewegung setzen, wenn man beim Aufsteigen mit vollem Körpergewicht aufs Pedal steigt oder wenn beim Zurückschieben das Pedal gegen den Seitenständer stößt. Dann löst der Drucksensor die eingestellte Unterstützung aus. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich, zum Beispiel wenn das Rad in den Straßenverkehr rollt.

Sattelüberzug und Lenkergriffe bestehen oft zu einem großem Anteil aus Phthalat-Weichmachern. Darüber hinaus wurden in allen Griffen und/oder Sattelüberzügen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen, die schlimmstenfalls krebserzeugend sein können. Zu allem Überfluss stecken in einigen Modellen auch noch giftige zinnorganische Verbindungen. Das ist bei einem Sattelüberzug schon ärgerlich, aber nicht ganz so schlimm wie bei den Lenkergriffen, die man in den bloßen Händen hält. Deshalb haben wir uns auf dem Markt nach schadstofffreien Griffen umgesehen und auch drei gefunden, die wir mit der Note "sehr gut" empfehlen können.

So reagierten die Hersteller

Inter-Union: "Wir möchten ausdrücklich betonen, dass unser Fisch...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Im Test: Zehn Pedelecs mit Motorunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde. Eingekauft wurden gängige Modelle bekannter Markenhersteller. Mit dem stark beworbenen Volks-E-Bike von Fischer ist auch ein Modell der günstigeren Kategorie dabei. Was die Technik betrifft, war uns wichtig, dass jedes der drei Antriebskonzepte (Vorder-, Hinter- und Mittelmotor) mindestens zwei Mal vertreten ist. Die Produkte sind mit Standardakkus ausgestattet (ohne Aufpreis erhältliche Akkugröße).

Die Praxisprüfung

Wir ließen die Pedelecs beim Prüfinstitut velotech.de nach neuestem Stand der Technik untersuchen. Anforderungen und Prüfungen gingen über die Vorgaben der EU-Sicherheitsnormen hinaus. Der Grund: Laut Pedelec-Norm dürfen die Hersteller herkömmliche Fahrradbauteile verwenden. Was für einfachste Fahrräder konzipiert ist, kann man aber nicht auf Pedelecs übertragen. Wo schneller gefahren wird, härter gebremst, wo der Rahmen schwerer zu tragen und mehr auszuhalten hat, muss auch anders geprüft werden. Ein Komplettfahrzeugtest ist laut Norm gar nicht vorgesehen. Velotech.de simulierte dauerhaften Gebrauch der Pedelecs auf dem Rollenprüfstand. Über eine Methode zur Reichweitenermittlung wird innerhalb der Branche noch diskutiert. Wir haben mit velotech.de einen solchen Zyklus erarbeitet und bereits danach getestet. Hinzu kamen viele weitere Prüfungen: Ist die CE-Kennzeichnung vollständig mit allen wichtigen Hersteller- und Produktangaben? Wie ist es um die Fahrdynamik bestellt, neigt das Rad zum Flattern? Auch die Sicherheit der Akkus hätten wir gerne bewertet. Doch die dazu notwendigen, extrem kostspieligen Prüfungen wären derzeit kaum durchführbar innerhalb eines unabhängigen Warentests. Wer alle Risikoszenarien durchspielen will, braucht dazu die Schaltpläne der Hersteller. Aber die geben ihre Betriebsgeheimnisse erfahrungsgemäß selten freiwillig preis.

Die Inhaltsstoffe

Dauerkontakt hat der Fahrer mit Sattel und Griffen. Diese können polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten. PAK stammen vor allem aus Verunreinigungen, die durch die Zugabe von Ölen entstehen. Hersteller verwenden diese, um Kunststoffe flexibler zu machen. Das gilt auch für die Phthalate. Zinnorganische Verbindungen haben eine eher stabilisierende Funktion.

Die Bewertung

Aufgrund der höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten ist bei Rädern mit Motorunterstützung das Thema Fahrsicherheit noch wichtiger als bei einem herkömmlichen Rad. Deshalb geht das Testergebnis Praxisprüfung zu 80 Prozent ins Gesamturteil ein. Das Testergebnis Inhaltsstoffe macht 20 Prozent aus.

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