Schokoeis im Test: Labor stößt zweimal auf Mineralöl

Magazin Juni 2022: Wie gut ist mein Bier? | Autor: Lisa-Marie Karl/Meike Rix/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 25.05.2022

Schokoladeneis im Test: Wie gut sind Cremissimo, Ben & Jerry‘s & Co.?
Foto: Anna Nahabed/Shutterstock

Schokoladeneis ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen beliebt. Wir haben 20 Eissorten unter die Lupe genommen: Viele überzeugen mit Inhalt und Geschmack. Ganz ohne Kritik können wir das Schokoeis aber nicht entlassen. 

  • Im Test: 20-mal Schokoladeneis. Wir können viele Produkte empfehlen.  
  • Auffällig: Zweimal ist das von uns beauftragte Labor auf Mineralölbestandteile gestoßen. Kritik gibt es zudem für umstrittene Verdickungsmittel und aus unserer Sicht unnötige Aromazusätze. 
  • In Eis steckt viel Zucker: Daher besser nur in Maßen genießen. 

Eis ist sehr süß und zu viel Zucker ist ungesund – vor allem für Kinder. Da stellt sich die Frage, wie viel Eis Eltern ihren Kindern guten Gewissens geben können. Die Zahlen sind ernüchternd.

Nur bis zu etwa 17,5 Gramm freien Zucker pro Tag sollten Kinder von vier bis sechs laut der strengsten Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu sich nehmen. Zucker in Obst und Milch zählen nicht mit. Obstsäfte schon. Der freie Zucker aus einem 200-Milliliter-Glas Apfelsaft würde die Grenze schon überschreiten.

Eine 75-Gramm-Kugel Schokoeis aus diesem Test enthält im Schnitt 17 Gramm Zucker. Heißt (leider): Schokoladeneis lieber nicht täglich, sondern nur als Highlight genießen.

Landliebe, Mövenpick & Co.: Schokoladeneis im Test

Auch wenn Schokoladeneis eher die Ausnahme bleiben sollte, sprechen unsere Testergebnisse in jedem Fall für Spaß am Eisschlecken: Viele Produkte sind empfehlenswert. So sind die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol im getesteten Schokoladeneis kein Problem.

Auffällig: Zweimal hat das hat das von uns beauftragte Labor jedoch Mineralölbestandteile gefunden. In einem Fall:

  • gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) und
  • aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
Schokoladeneis im Test: Welche Marken sind empfehlenswert?
Schokoladeneis im Test: Welche Marken sind empfehlenswert? (Foto: GCapture/Shutterstock)

Zur Stoffgruppe der MOAH gehören auch krebserregende Verbindungen. MOSH reichern sich im menschlichen Körper an. Welche gesundheitlichen Auswirkungen das hat, ist noch nicht erforscht.

In einem weiteren getesteten Schokoeis steckte MOSH, aber kein MOAH, – und zwar in Gehalten, die wir als "erhöht" bewerten.

Mineralölbestandteile in Schokoeis im Test 

Doch woher stammen die Mineralölbestandteile? Wir wissen aus früheren Tests, dass verschiedene Inhaltsstoffe des Schokoeises belastet sein können. In einem Test aus dem Jahr 2020 war zum Beispiel Kokosfett besonders stark und häufig mit MOAH verunreinigt. Auch Kakao und Schokolade können mit Mineralölkohlenwasserstoffen verunreinigt sein.

Die Mineralölbestandteile könnten also aus den Rohstoffen stammen und zum Beispiel bei der Ernte mit Maschinen auf die Rohzutaten übergehen. Auch eine Verunreinigung während der Weiterverarbeitung und der Produktion ist denkbar, etwa durch Schmiermittel in Produktionsanlagen.

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Umstrittene Verdickungsmittel in der Kritik 

Während die Mineralölbestandteile unbeabsichtigt als Verunreinigungen ins Eis gelangen, setzen die Hersteller Zusatzstoffe bewusst ein. Darunter auch Stoffe, die wir kritisch sehen, wie das umstrittene Verdickungsmittel Carrageen sowie die "verarbeiteten Euchema-Algen". Sie kommen im Test jeweils einmal vor.

Weil Carrageen aber unter anderem im Verdacht steht, Entzündungen im Darm auszulösen, raten wir, Carrageen und die fast identisch aufgebauten verarbeiteten Euchema-Algen möglichst zu meiden.  

Es steckt drin, was auf dem Schokoladeneis steht 

Positiv ist: In den Verpackungen der Eissorten im Test ist drin, was drauf steht. Was genau bedeutet das? Nun ja, Eis ist nicht gleich Eis. Für ein Produkt, das sich einfach nur Schokoeis nennt, gelten andere Regeln als für ein Milcheis oder eine Eiscreme. Die Leitsätze für Speiseeis legen unter anderem genau fest, wie viel Milchfett beziehungsweise Milch oder Sahne in Eiscreme und Milcheis jeweils mindestens enthalten sein muss.

Das soll Verbraucher davor schützen, über den Tisch gezogen zu werden. Schließlich ist Kokosfett viel billiger als Milch und Sahne. Die Marken im Test sind in dieser Hinsicht korrekt benannt. Die Auslobungen haben sich im Labor in allen Fällen bestätigt. Auch fanden die Tester in keinem Eis Hinweise auf Mauscheleien mit nichtdeklarierten billigen Pflanzenfetten.

Wann Eis kalorienärmer aussieht als es ist 

Apropos Deklaration: Ärgerlich finden wir es, wenn Hersteller den Zucker- und Fettgehalt nur pro 100 Milliliter und nicht pro 100 Gramm angeben. Denn zum Volumen trägt auch die ins Eis eingearbeitete Luft bei. Der Luftaufschlag kann schon mal 100 Prozent betragen. So macht das Eis einen kalorienärmeren Eindruck als das der Konkurrenz, die den Zuckergehalt aufs Gewicht bezieht.

Zur Einordnung: Wir haben den Luftaufschlag exemplarisch in den fünf Produkten ohne Einlagen ermitteln lassen. Er lag zwischen 53 Prozent und 103 Prozent. Es besteht also volumenmäßig gut zur Hälfte aus Luft. Ein Luftaufschlag ist übrigens zulässig und weit verbreitet. Luft im Eis hat auch Vorteile: Sie macht das Eis geschmeidiger und gut portionierbar.  

So schmeckt das Schokoladeneis im Test 

Schokoeis geht mit und ohne Einlagen: Einige Marken gibt es ganz puristisch ohne Raspel und Stückchen, andere enthalten Schokoladenröllchen, Stückchen von Brownies oder eine Schokosoße. Mit oder ohne? Letztendlich ist das Geschmackssache.

Die Sensorikexperten verkosteten das Eis und notierten Milchschokoladen-, Sahneschokoladen- und dunkle Schokoladennoten, Vanille, Röstaroma, leichte Einoten.

Einen echten Kritikpunkt hatten die Prüfer nur einmal: Die Schokostückchen waren im Mundgefühl deutlich stumpf durch pulvrige Kakaoanteile. Punktabzug vergeben wir außerdem für drei Produkte, die dem Geschmack mit Aromazusätzen nachhelfen. Milch, Sahne, Kakao und Zucker können für ein leckeres Eis Geschmack genug liefern.  

Tipps zum Eis essen 

  • Viele Eismarken schneiden "sehr gut" ab, die Auswahl ist groß. Trotzdem: Eis ist sehr süß und zu viel Zucker ungesund. Besser maßvoll genießen.  
  • Die Ernährungswissenschaft empfiehlt klar: kein Zucker für Kinder unter einem Jahr, besser noch bis zum zweiten Geburtstag mit Süßigkeiten warten.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 20-mal Schokoladeneis eingekauft, darunter Eigenmarken der Discounter und Supermärkte, Bio-Produkte und bekannte konventionelle Marken wie Mövenpick, Cremissimo, Landliebe und Ben & Jerry’s sowie Produkte der Tiefkühllieferdienste Eismann und Bofrost. Schokoladeneis enthält sehr häufig Einlagen wie Schokoraspeln oder -soße bis hin zu Gebäckstückchen. Entsprechend ist nur ein Viertel der Produkte im Test klassisches Eis ohne Extras.

Damit sich ein Eis "Eiscreme" nennen darf, muss es mindestens zehn Prozent Fett aus Milch enthalten. Das hat ein Labor für uns über eine Messung der im Milchfett enthaltenen Buttersäure überprüft. Einige Hersteller geben ihren Produkten Kokosfett als günstigen Ersatz für Vollmilch und Sahne zu, was sie dann natürlich in der Zutatenliste deklarieren müssen. Wir ließen prüfen, ob die Produkte nichtdeklarierte Fette enhalten und ob kokosölhaltige Produkte mit den Fettschadstoffen 3-MCPD und Glycidol verunreinigt sind.

Ein spezialisiertes Labor untersuchte das Eis zudem auf Mineralölbestandteile, mit denen viele Fertiglebensmittel belastet sind. Die meisten Produkte im Test tragen besondere Auslobungen, beispielsweise "mit frischer Sahne" oder "mit belgischer Schokolade". Im Sensoriktest prüften geschulte Prüfer nicht nur, ob das Eis gut schmeckt und den Grunderwartungen an die Sorte Schokolade gerecht wird, sondern auch, ob sich die ausdrücklich beworbenen Geschmacksrichtungen wenigstens leicht herausschmecken lassen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"); b) aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) in gemessenen Gehalten auf oder oberhalb der methodenbedingten Bestimmungsgrenze. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) die umstrittenen Zusatzstoffe Carrageen (E 407) und/oder verarbeitete Euchema-Algen (E 407a); b) der Zusatz von (natürlichem) Aroma.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um eine Note: eine sensorische Auffälligkeit (hier: ein Mundgefühl der Schokoladenblättchen, das "deutlich stumpf" ist).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils eine Note: a) eine unrealistisch kleine Portionsgröße zur Berechnung der Nährwerte (hier: 52 Gramm und/oder 100 Milliliter); b) Nährwertangaben nur pro 100 Milliliter statt pro 100 Gramm.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Testergebnisse Sensorik und Weitere Mängel, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.

Testmethoden 

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
MOSH/MOSH-Analoge/MOAH: Nach DIN EN 16995:2017 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix), Messung mittels LC-GC/FID.
Gesamtfett: Gravimetrische Messung nach Säureaufschluss.
Zuckergehalt: Bestimmung der Einzelzucker (Saccharose, Fructose, Glucose, Laktose, Maltose) mittels HPLC-RI bzw. IC-PAD.
Buttersäuremethylester: GC-FID.
Milchfett: berechnet.
Aufschlag: Mittels Auftriebs-Methode.
3-MCPD-Ester/Glycidylester: DGF C-VI 18:2010 mod. Die Modifikation betrifft eine andere Matrix und die vorherige Abtrennung des Fettes.
Fettsäurenverteilung: Derivatisierung und Analyse nach DGF C-VI 10a (00) und C-VI 11d (98).
Triglyceridspektrum: GC-FID.
Sensorik: ASU L 00.90-06:2015-06. Nach Einzelprüfungen wurden die Ergebnisse in der Gruppe diskutiert und ein gemeinsames Gesamtergebnis erarbeitet. Das Aussehen, der Geschmack und das Mundgefühl wurden unmittelbar nach dem Servieren geprüft. Da sich der Geruch bei Speiseeis erst nach einer Weile voll entfaltet, wenn das Produkt aufgetaut ist, wurde dieser Prüfpunkt erst nach ca. 20 min geprüft. Die bei einigen Proben deklarierten Auftauhinweise wurden entsprechend berücksichtigt.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: März 2022 

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