88 Zusatzversicherungen im Test

Kranke Versicherungen

ÖKO-TEST Jahrbuch Gesundheit für 2010 | | Kategorie: Geld und Recht | 09.11.2009

88 Zusatzversicherungen im Test

Der Bedarf ist da. Viele Kassenpatienten möchten mehr für ihren Gesundheitsschutz tun. Doch auf dem Markt herrscht ein echtes Kraut-und-Rüben-Durcheinander. Wer einfach zugreift, kauft meist an seinen Bedürfnissen vorbei.

Vor allem junge Kassenpatienten misstrauen dem Gesundheitsschutz der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und wollen sich verstärkt zusätzlich versichern. Zu diesem Ergebnis kommt der Kundenkompass Zusatzversicherungen, den die Gothaer Versicherung aus Köln erstellt hat. Bislang haben rund 45 Prozent der befragten GKV-Mitglieder mindestens einen privaten Krankenzusatztarif abgeschlossen.

Ingesamt haben wir 49 stationäre private Zusatzpolicen in jeweils acht Modellfällen untersucht - also 392 Tarife und Tarifvarianten. Da nur private Krankenhaustarife ausgewählt wurden, die auch eine Chefarztbehandlung vorsehen, wurden in dieser Tabelle nur die Ränge 1 bis 4 vergeben. Tarife ohne Chefarztbehandlung wurden nicht in den Test aufgenommen. Solche schwachen Tarife sind - entgegen Empfehlungen von Verbraucherschützern - eigentlich unbrauchbar. Berichte von Patienten zeigen, dass man mit solchen Tarifen oft an den Mühlen der Krankenhausverwaltung scheitert. Wer nämlich ohne Chefarztbehandlung eine bessere Unterbringung einfordert, muss immer wieder erleben, dass gerade kein Zimmer frei ist. Außerdem haben wir insgesamt 39 Zahnzusatzpolicen in jeweils acht Modellfällen untersucht - also 312 Tarife und Tarifvarianten. Neben 65 Kombitarifen haben wir auch acht Solo-Zahn-Tarife erst gar nicht in den Test aufgenommen, weil sie nicht für Implantate und Inlays leisten und somit einen eher rudimentären Zahnschutz bieten.

Das Testergebnis

Gleich fünf Anbieter von privaten Krankenhauspolicen erreichen den 1. Rang. Sie leisten im Musterfall pro Beitrags-Euro am meisten. 376 Euro zahlt die LVM (Tarif SGR 1), mit 470 Euro liegt die Debeka mit ihrem Tarif WK 100 hier an der Spitze. Weitere neun Tarife erreichen Rang 2 und sind damit kaum schlechter.

Insgesamt schwanken die Leistungen, die die Versicherer für den Krankenhausaufenthalt des Musterkunden zahlen. 8.080 Euro erstattet die LVM (SGR 2), 10.580 Euro die Hallesche (CSW2 + CSA 100). Der Tarif kam mit einer Gesamtnote von 2 knapp nicht unter die Allerbesten. Denn solche leistungsstarken Tarife, die auch einen ganz teuren Spezialisten bezahlen, sind in der Regel deutlich teurer. So zahlt die Hallesche nur noch 358 Euro je Beitrags-Euro für eine 30-jährige Frau.

Unter den fünf Erstplatzierten sind gleich drei Tarife - von LVM und CSS, die ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert werden. Dadurch sparen die Kunden heute Geld, müssen aber in Zukunft damit rechnen, dass die Prämie nicht nur aufgrund allgemeiner Teuerungen ansteigt, sondern auch weil höhere Aufwendungen im Alter finanziert werden müssen. Demgegenüber sind die Toptarife der ARAG, der Debeka und Victoria normal kalkuliert. Hier wird ein Teil der Prämie für das Alter reserviert.

Günstig und leistungsstark gibt es bei Zahnzusatzversicherungen leider nicht. Daher erreichte kein Tarif im Test den 1. Rang. Tarife, die viele Kosten übernehmen, sind im Preisniveau bestenfalls durchschnittlich, oft sind sie sogar überdurchschnittlich teuer.

Teuer und leistungsschwach ist bei Zahnpolicen hingegen möglich. Grund: Viele Tarife werden durch unterschiedliche Höchstsummen so gedeckelt, dass die Kunden fast leer ausgehen. So gibt es beispielsweise beim Nürnberger Tarif ZP80 eine Höchstgrenze von 750 Euro in dem von uns bewerteten dritten Versicherungsjahr. Gleichzeitig ist der Tarif überdurchschnittlich teuer. Daher findet sich der Tarif auch nicht auf einem der Topränge.

Absoluten Kostenschutz dürfen Patienten durch Zahnpolicen nicht erwarten. Sie müssen somit immer damit rechnen, einen Teil der Kosten aus eigener Tasche zu zahlen. Das gilt besonders dann, wenn der Kunde hochwertigen Zahnersatz bevorzugt. Keiner der untersuchten Tarife erstattet die vollen Kosten der ÖKO-TEST-Musterrechnung in Höhe von 3.747 Euro. Die höchsten Leistungen erbringen die Tarife Flexi Bausteine Zahnbehandlung + Zahnersatz top des Schweizer Anbieters CSS und Z100 der Düsseldorfer ARAG. Die Schweizer zahlen für den Musterpatienten immerhin 2.730 Euro, die Düsseldorfer noch 2.696 Euro.

Bei den privaten Zahnzusatzpolicen gibt es sehr große Preisunterschiede. So schwanken die Monatsbeiträge für einen 30-jährigen Mann zwischen rund 5,30 und 21 Euro. Für "sehr hohe" Erstattungen zahlen 30-jährige Frauen pro Monat 20,27 (Flexi Bausteine Zahnbehandlung + Zahnersatz basis von CSS) bzw. 24,14 Euro (Arag Z100), 60-Jährige müssen sogar mit 32,51 bzw. 34,32 Euro rechnen. Die Tarifvarianten für Männer schneiden 15 bis 35 Prozent günstiger ab.

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