11 Blutdruckmessgeräte im Test

Messbarer Erfolg

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2013 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 19.10.2012

11 Blutdruckmessgeräte im Test

Der Blutdruck lässt sich auch bequem zu Hause kontrollieren. Ob am Oberarm oder am Handgelenk: Die meisten getesteten Geräte leisten gute Arbeit. Allerdings stecken in den Manschetten jede Menge Schadstoffe.

Mit steigenden Blutdruckwerten wächst das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Als optimal gelten Werte unter 120 zu 80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Ab Werten von 140 zu 90 mmHg spricht man von Bluthochdruck. Der Bereich dazwischen wird als "normal" (bis 130 zu 85 mmHg) oder "hoch-normal" (bis 140 zu 90 mmHg) bezeichnet. Weltweit gesehen erreichen 55 bis 60 Prozent aller Bluthochdruckpatienten nicht die Zielwerte von unter 140 zu 90 mmHg.

Die Blutdruckmessung beim Arzt bildet immer nur eine Momentaufnahme ab. Kommt dann noch Aufregung hinzu, werden in der Arztpraxis häufig zu hohe Werte gemessen, wofür sich inzwischen auch der Begriff der Weißkittel-Hypertonie eingebürgert hat. Daher ist es für Bluthochdruckpatienten wichtig, regelmäßig zu Hause zu messen. Apotheken und Sanitätshäuser bieten eine ganze Reihe von Geräten an.

Im ÖKO-TEST: elf Blutdruckmessgeräte, davon sieben fürs Handgelenk und vier für den Oberarm. Sie wurden einem Praxistest unterzogen und im Labor auf umstrittene und bedenkliche Inhaltsstoffe untersucht.

Das Testergebnis

Sowohl die Oberarm- als auch die Handgelenkgeräte messen den Blutdruck recht zuverlässig. Ein Gerät liefert jedoch reichlich Fehlmessungen. Weichmacher und andere problematische Inhaltsstoffe in vielen Manschetten trüben das Bild.

Der Praxistest: Mehr als die Hälfte aller untersuchten Geräte schneidet bei der Blutdruckmessung mit "gut" ab. Die mittlere Abweichung der Blutdruckwerte zum Referenzwert lag beim oberen - systolischen - Wert in der Regel zwischen 5,5 und 7 mmHg, beim unteren - diastolischen - Wert zwischen 4 und 7 mmHg. Ideal wäre eine mittlere Abweichung von weniger als 3 mmHg, die kein Gerät erreicht. Bei einem Gerät war gut jede fünfte Messung als Fehlmessung zu werten.

Die Geräte lassen sich "gut" oder sogar "sehr gut" handhaben. Hier gehen die Vollständigkeit der Gebrauchsanleitung und die Positionierungshilfen, die Durchführung der Messung sowie das Ablesen und Speichern des Messwerts ein.

Die Gebrauchsinformation sollte auf alle Fälle die Blutdruckwerte richtig interpretieren und auf Folgendes hinweisen: immer unter gleichen Bedingungen messen (nach einer Ruhephase und im Sitzen, ohne dabei zu sprechen oder den Arm zu bewegen), vorher nicht rauchen oder Kaffee trinken, Manschette nicht über der Kleidung anlegen. Zudem sollte sie darauf aufmerksam machen, was ganz allgemein den Blutdruck beeinflussen kann, zum Beispiel der Tagesverlauf, Essen und Trinken oder auch Alkohol. Die Gebrauchsanweisungen sind hier nicht immer vollständig.

Das A und O einer ordentlichen Blutdruckmessung ist die korrekte Positionierung des Geräts. Beim Medisana-Gerät fehlten unter anderem Markierungen am Gerät und an der Manschette für die richtige Lage über der Arterie.

Nur mit ausreichend Speicherplatz lässt sich der Verlauf der Blutdruckwerte verfolgen. Unter der Annahme, dass der Patient zweima...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Blutdruckmessgeräte gibt es zwar nicht wie Sand am Meer, doch wer in die Apotheke oder ins Sanitätshaus geht, hat die Qual der Wahl. Wir haben daher vorher die großen Anbieter gefragt, welches die gängigsten Geräte Ihres Hauses sind - und diese nach Möglichkeit eingekauft. So kam eine ausgewogene Mischung von Oberarm- und Handgelenksgeräten zusammen, die sich preislich zwischen zehn und 90 Euro bewegen. Auf den Einkauf von Aktionsware beim Discounter haben wir verzichtet, da diese Geräte beim Erscheinen dieses Tests schon lange nicht mehr am Markt wären.

Der Praxistest

Mit der Überprüfung der Messgenauigkeit haben wir ein Institut beauftragt. 21 Freiwillige unterschiedlichen Alters und Blutdrucks testeten die Geräte. Die Messung fand in einem leisen, spartanisch eingerichteten Raum statt. Nach dem Eintreffen im Institut hatte jeder Proband mindestens zehn Minuten Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Sie nahmen an einem Schreibtisch Platz, legten den Arm zur Messung auf einem Kissen ab und krempelten den Ärmel hoch. Zunächst maß eine medizinisch ausgebildete Fachkraft mit einem praxisüblichen Manometer und Stethoskop den Referenzblutdruck. Anschließend legte der Proband das Gerät laut Gebrauchsinformation an und maß selbst den Blutdruck - im Zweiminutenabstand insgesamt drei Mal. Nach einer weiteren Referenzmessung folgt das nächste Gerät, jeweils fünf pro Sitzung.

Die Schadstoffe

Wir wollten wissen, was man sich zur Messung des Blutdrucks da eigentlich um den Arm wickelt. Enthält die Manschette problematische Inhaltsstoffe, beispielsweise bedenkliche Weichmacher, Flammschutzmittel aus der Gruppe der phosphororganischen Verbindungen oder ist sie antimikrobiell ausgerüstet? Um dies zu klären, haben wir ein Labor mit einem Schadstoffscreening beauftragt. Gleichzeitig ließen wir prüfen, welche Teile des Geräts chlorierte Kunststoffe enthalten und ob die Platinen mit bromierten Flammschutzmitteln ausgestattet sind.

Die Bewertung

Da ein technisch noch so ausgefeiltes Gerät nichts nützt, wenn es keine brauchbaren Werte liefert, haben wir der praktischen Blutdruckmessung das meiste Gewicht gegeben. Ausreißerwerte, die um 15 mmHg und mehr vom Referenzwert abwichen, haben wir bei der Mittelwertbildung nicht berücksichtigt, aber den Fehlmessungen zugeordnet. Das Testergebnis Praxisprüfung haben wir stärker gewichtet als das Testergebnis Inhaltsstoffe, da sich die Kontaktzeit auf wenige Minuten pro Tag beschränkt.

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